Der Primararzt kann nichts voraussagen. 2 страница

Thesi kann sich nicht erinnern, Sven jemals so herzlich lachen gesehen zu haben. Es ist beleidigend. Kränkend. Es ist gemein und tut weh. «Warum lachst du so?» fährt sie ihn an.

 

291. Sven beißt sich auf die Lippen und schluckt, um reden zu können (Свен закусывает губы и сглатывает, чтобы иметь возможность говорить). «Weil du so wahnsinnig komisch ausschaust, Bumsi (потому что ты выглядишь так безумно смешно, Бумси)», bringt er hervor und lacht weiter (произносит он и продолжает смеяться).

«Du bist ein Scheusal, geh weg (ты – чудовище, уходи)!» ruft Thesi (кричит Тези). Sie ist machtlos (она безвластна). Sven bleibt und lacht (Свен остается и смеется).

«Sven – ich bin wieder gesund, ich brauche einen neuen Schlafrock, ich möchte einen rosaseidenen Schlafrock (Свен – я снова здорова, мне нужен новый шлафрок, я хотела бы шлафрок из розового шелка; die Seide – шелк)!» sagt sie kläglich (жалобно говорит она; klagen – жаловаться).

«Ja – wozu denn (да – для чего же)?» fragt Sven und amüsiert sich königlich (спрашивает Свен и по-королевски забавляется; der König).

Thesi denkt, dass sie um alles in der Welt eine schöne Frau sein will, wenn Sven sie durch ein Fenster anschaut (Тези думает, что она ради всего святого: «ради всего в мире» хочет быть красивой женщиной, когда Свен смотрит на нее через окно; um alles in der Welt – ради всего святого, ради Бога). Aber das kann sie ihm doch nicht sagen (но ведь это она не может ему сказать). Lieber in diesem Sack zugrunde gehen als ihm das einfach zu sagen (лучше погибнуть в этом мешке, чем просто ему это все сказать). Deshalb erklärt sie eifrig (поэтому она старательно: «ревностно» объясняет): «Schau, wenn Betsy mich besuchen kommt oder Ulla oder Papa Nielsen (смотри, если Бетси придет меня навестить, или Улла, или папа Нильсен)...»

 

291. Sven beißt sich auf die Lippen und schluckt, um reden zu können. «Weil du so wahnsinnig komisch ausschaust, Bumsi», bringt er hervor und lacht weiter.

«Du bist ein Scheusal, geh weg!» ruft Thesi. Sie ist machtlos. Sven bleibt und lacht.

«Sven – ich bin wieder gesund, ich brauche einen neuen Schlafrock, ich möchte einen rosaseidenen Schlafrock!» sagt sie kläglich.

«Ja – wozu denn?» fragt Sven und amüsiert sich königlich.

Thesi denkt, dass sie um alles in der Welt eine schöne Frau sein will, wenn Sven sie durch ein Fenster anschaut. Aber das kann sie ihm doch nicht sagen. Lieber in diesem Sack zugrunde gehen als ihm das einfach zu sagen. Deshalb erklärt sie eifrig: «Schau, wenn Betsy mich besuchen kommt oder Ulla oder Papa Nielsen...»

 

292. «Was, der alte Nielsen hat dich besucht (что, старый Нильсен навещал тебя)?»

Thesi nickt (Тези кивает): «Natürlich (конечно). Betsy hat Ulla angerufen und ihr gesagt, dass ich Scharlach habe und möglicherweise sterben muss, und dass man durch ein Fenster zuschauen kann (Бетси позвонила Улле и сказала, что у меня скарлатина и, возможно, я умру, и что можно посмотреть на меня через окно). Ulla kommt manchmal her, sie hat es wahrscheinlich dem alten Nielsen erzählt (Улла иногда приходит сюда, вероятно, она рассказала об этом старому Нильсену). Der alte Nielsen kommt ziemlich oft, er hat sogar einmal rote Rosen mitgebracht, der alte Gauner (старый Нильсен приходит довольно часто, однажды он даже принес красные розы, старый пройдоха; der Gauner – мошенник)!»

Sven schüttelt den Kopf (Свен качает головой): «Ich verstehe das nicht (я этого не понимаю). Die Nielsens sind doch bös mit uns (Нильсены злы на нас).» «Warum denn, Sven (почему же, Свен)?»

«Aber, Thesi! Ich hab' doch die Verlobung mit Karen gelöst (я ведь расторг помолвку с Карен). Und – seitdem sind die Nielsens bös (и – с тех пор Нильсены злятся)!»

 

292. «Was, der alte Nielsen hat dich besucht?»

Thesi nickt: «Natürlich. Betsy hat Ulla angerufen und ihr gesagt, dass ich Scharlach habe und möglicherweise sterben muss, und dass man durch ein Fenster zuschauen kann. Ulla kommt manchmal her, sie hat es wahrscheinlich dem alten Nielsen erzählt. Der alte Nielsen kommt ziemlich oft, er hat sogar einmal rote Rosen mitgebracht, der alte Gauner!»

Sven schüttelt den Kopf: «Ich verstehe das nicht. Die Nielsens sind doch bös mit uns.»

«Warum denn, Sven?»

«Aber, Thesi! Ich hab' doch die Verlobung mit Karen gelöst. Und – seitdem sind die Nielsens bös!»

 

293. Jetzt lacht Thesi dem langen Sven ins Gesicht (теперь Тези смеется в лицо долговязому Свену). Natürlich, wenn sich Herr Poulsen früher mit Leuten verkrachte, dann war es selbstverständlich, dass diese Leute auch bös mit Frau Poulsen waren (конечно, если раньше Свен с кем-то ссорился, то само собой разумелось, что эти люди злились также и на госпожу Поульсен). Früher (раньше)!

«Das ist doch widersinnig, Sven (но ведь это нелепо, Свен)», erklärt ihm Thesi ernsthaft (серьезно объясняет ему Тези), «warum soll irgendein Mensch bös mit mir sein, weil du Fräulein Nielsen nicht geheiratet hast (почему какой-то человек должен на меня злиться из-за того, что ты не женился на фрейлейн Нильсен)? Ich kann doch nichts dafür (я ничего не могу с этим поделать). Und – jetzt hab' ich meine eigenen Bekannten, sie haben nichts mit dir zu tun, wir sind doch nicht verheiratete Leute (и – у меня сейчас свои собственные знакомые, они не имеют с тобой ничего общего, мы ведь не женатые люди)!» «Also das wird sich ändern (так, это изменится)», wirft Sven zerstreut hin (рассеянно бросает Свен; hinwerfen).

Zuerst hat Thesi einen Stich im Herzen, dann ist sie überzeugt, dass sie falsch gehört hat (сначала Тези получает укол в сердце, потом она убежденно думает, что она ослышалась; der Stich; falsch – фальшивый, ошибочный, неправильный; überzeugt – убежденный, уверенный; überzeugen – убеждать). Sie kann auch nicht weiter überlegen, weil Betsys Gestalt neben Sven erscheint (но она не может продолжить размышлять, потому что рядом со Свеном возникает образ Бетси). «Hallo-Betsy!» «Hallo-Thesi!»

 

293. Jetzt lacht Thesi dem langen Sven ins Gesicht. Natürlich, wenn sich Herr Poulsen früher mit Leuten verkrachte, dann war es selbstverständlich, dass diese Leute auch bös mit Frau Poulsen waren. Früher!

«Das ist doch widersinnig, Sven», erklärt ihm Thesi ernsthaft, «warum soll irgendein Mensch bös mit mir sein, weil du Fräulein Nielsen nicht geheiratet hast? Ich kann doch nichts dafür. Und – jetzt hab' ich meine eigenen Bekannten, sie haben nichts mit dir zu tun, wir sind doch nicht verheiratete Leute!»

«Also das wird sich ändern», wirft Sven zerstreut hin.

Zuerst hat Thesi einen Stich im Herzen, dann ist sie überzeugt, dass sie falsch gehört hat. Sie kann auch nicht weiter überlegen, weil Betsys Gestalt neben Sven erscheint.

«Hallo-Betsy!» «Hallo-Thesi!»

 

294. Draußen vor der Scheibe großes Händeschütteln (снаружи перед стеклом долгое рукопожатие). Betsy redet eifrig auf Sven ein, und Sven scheint sehr liebenswürdig zu sein, Betsy strahlt, und das Ganze ist für Thesi wie ein Stummfilm (Бетси старательно в чем-то убеждает Свена, и Свен, кажется, очень любезен, Бетси сияет, и все это для Тези, как немое кино; der Stummfilm). Die beiden draußen schreien natürlich nicht miteinander, sie hört deshalb kaum, dass gesprochen wird (эти двое снаружи, конечно, не кричат

/общаясь/ друг с другом, поэтому она не слышит, о чем они говорят). Thesi sieht nur Gesten und Lippenbewegungen und sitzt, in ihren Sack gehüllt, davor und schaut zu (Тези видит только жесты и движения губ, она сидит, закутанная в свой мешок, перед этим /стеклом/ и наблюдает; die Geste; die Lippe – губа). Jetzt erinnert sich Betsy, dass sie eigentlich hergekommen ist, um Thesi zu besuchen (теперь Бетси вспоминает, что она, собственно, пришла сюда, чтобы навестить Тези): «Herrlich, wundervoll (прекрасно, чудесно)! Sie sind aufgestanden (Вы встали)! Sind Sie schon ganz gesund (Вы уже совсем здоровы)? Wann kommen Sie fort von hier (когда Вы отсюда выйдете)?»

«Übermorgen (послезавтра)», sagt Sven.

«Wieso (как так)?» schreit Thesi aufgeregt (взволнованно кричит Тези; sich aufregen – волноваться).

«Ich hab' heute früh mit dem Primararzt telefoniert, er sagt, du kannst übermorgen nach Hause (сегодня рано утром я созванивался с главным врачом, он говорит, послезавтра ты можешь ехать домой)», berichtet Sven (сообщает Свен).

 

294. Draußen vor der Scheibe großes Händeschütteln. Betsy redet eifrig auf Sven ein, und Sven scheint sehr liebenswürdig zu sein, Betsy strahlt, und das Ganze ist für Thesi wie ein Stummfilm. Die beiden draußen schreien natürlich nicht miteinander, sie hört deshalb kaum, dass gesprochen wird. Thesi sieht nur Gesten und Lippenbewegungen und sitzt, in ihren Sack gehüllt, davor und schaut zu. Jetzt erinnert sich Betsy, dass sie eigentlich hergekommen ist, um Thesi zu besuchen: «Herrlich, wundervoll! Sie sind aufgestanden! Sind Sie schon ganz gesund? Wann kommen Sie fort von hier?»

«Übermorgen», sagt Sven.

«Wieso?» schreit Thesi aufgeregt.

«Ich hab' heute früh mit dem Primararzt telefoniert, er sagt, du kannst übermorgen nach Hause», berichtet Sven.

 

295. Komisch, er telefoniert fortwährend mit dem Primararzt (забавно/странно, он постоянно звонит главному врачу). Es ist sehr nett und aufmerksam von ihm, denkt Thesi (это очень мило и заботливо с его стороны, думает Тези).

«Ich habe Post, die Sie interessieren wird (у меня есть письма, которые Вас заинтересуют; die Post)», redet Betsys Stimme in ihre Gedanken (прерывает голос Бетси ее мысли), «von Gary und John (от Гари и Джона)!» Thesi sieht Sven an (Тези смотрит на Свена). Sein Gesicht ist gleichgültig (его лицо равнодушно). Nicht einmal besonders gelangweilt, obwohl doch von anderen Männern die Rede ist (даже не особенно скучающее, несмотря на то, что речь идет о других мужчинах).

Betsy presst eine Ansichtskarte triumphierend an die Scheibe (Бетси с восторгом прижимает к стеклу видовую открытку): «Die ist von John (эта от Джона). Aus dem französischen Kriegspressequartier (из французской квартиры /расположения, офиса/ военной прессы). Er schreibt nur vom Wetter und –ja, er lässt Sie grüßen, schreibt er zuletzt (он пишет только о погоде и – да, он передает Вам приветствие, пишет он в конце).»

Betsy macht eine Pause und wartet auf Thesis Antwort (Бетси делает паузу и ждет ответа Тези). Thesi, es ist sehr unhöflich, nicht zu antworten (Тези, это очень невежливо – не отвечать)!

 

295. Komisch, er telefoniert fortwährend mit dem Primararzt. Es ist sehr nett und aufmerksam von ihm, denkt Thesi.

«Ich habe Post, die Sie interessieren wird», redet Betsys Stimme in ihre Gedanken, «von Gary und John!»

Thesi sieht Sven an. Sein Gesicht ist gleichgültig. Nicht einmal besonders gelangweilt, obwohl doch von anderen Männern die Rede ist.

Betsy presst eine Ansichtskarte triumphierend an die Scheibe: «Die ist von John. Aus dem französischen Kriegspressequartier. Er schreibt nur vom Wetter und –ja, er lässt Sie grüßen, schreibt er zuletzt.»

Betsy macht eine Pause und wartet auf Thesis Antwort. Thesi, es ist sehr unhöflich, nicht zu antworten!

 

296. Aber Thesi lebt seit Wochen in einer seltsamen weißen Welt, in der man keine Umgangsformen braucht und sich nie zusammennehmen muss (но Тези уже на протяжении нескольких недель живет в своем странном белом мире, в котором не нужны манеры общения и где нет надобности собираться с мыслями). Thesi vergisst zu antworten (Тези забывает ответить). Sie hat einen Fuß vorgestreckt und studiert aufmerksam den grauenhaften Filzpantoffel (она вытянула одну ногу и внимательно изучает жуткую войлочную туфлю). Plötzlich fährt sie auf – die Pause hängt bleischwer in der Luft –und lächelt verlegen (внезапно она вскакивает – пауза висит в воздухе, подобно тяжелому свинцу– и смущенно улыбается; bleischwer – тяжелый, как свинец; das Blei – свинец): «Ja, natürlich, John lässt grüßen (да, конечно, Джон передает мне привет). Und was schreibt Gary (а что пишет Гари)?» Betsy zieht eine Korrespondenzkarte hervor und erzählt, dass es schwer ist, von Gary Post zu bekommen (Бетси достает почтовую открытку и рассказывает, что очень трудно получать от Гари письма). Er ist schon an der Front (он уже на фронте). Wieder als Freiwilliger, sein Jahrgang ist noch nicht an der Reihe (снова как доброволец, очередь его года рождения еще не подошла; der Freiwilliger; der Jahrgang). Er schickt seine Post an das amerikanische Konsulat in Paris, und die Herren haben (он отправляет свою корреспонденцию в американское консульство в Париже, а господа; das Konsulát)... Thesi schielt unterdessen nach Sven hinüber (Тези, между тем, косит в сторону Свена). Sie möchte gern wissen, wie die Erwähnung Johns auf ihn gewirkt hat (она очень хотела бы узнать, как подействовало на него упоминание Джона). Sie schielt – und muss gleich wegschauen, weil sie Svens ironischem Blick begegnet (она косит – и вынуждена тотчас посмотреть в сторону, потому что встречает ироничный взгляд Свена). Sven hat nur darauf gewartet, dass sie zu ihm hinschielt (Свен только этого и ждал, когда она на него покосится). «Ich muss jetzt gehen (теперь я должна идти)», sagt Betsy, die wahrscheinlich die ganze Zeit gesprochen hat (говорит Бетси, которая, возможно, все это время проговорила.

 

296. Aber Thesi lebt seit Wochen in einer seltsamen weißen Welt, in der man keine Umgangsformen braucht und sich nie zusammennehmen muss. Thesi vergisst zu antworten. Sie hat einen Fuß vorgestreckt und studiert aufmerksam den grauenhaften Filzpantoffel. Plötzlich fährt sie auf – die Pause hängt bleischwer in der Luft –und lächelt verlegen: «Ja, natürlich, John lässt grüßen. Und was schreibt Gary?»

Betsy zieht eine Korrespondenzkarte hervor und erzählt, dass es schwer ist, von Gary Post zu bekommen. Er ist schon an der Front. Wieder als Freiwilliger, sein Jahrgang ist noch nicht an der Reihe. Er schickt seine Post an das amerikanische Konsulat in Paris, und die Herren haben...

Thesi schielt unterdessen nach Sven hinüber. Sie möchte gern wissen, wie die Erwähnung Johns auf ihn gewirkt hat. Sie schielt – und muss gleich wegschauen, weil sie Svens ironischem Blick begegnet. Sven hat nur darauf gewartet, dass sie zu ihm hinschielt. «Ich muss jetzt gehen», sagt Betsy, die wahrscheinlich die ganze Zeit gesprochen hat.

 

297. «Soll ich Sie übermorgen vom Krankenhaus abholen (мне забрать тебя послезавтра из больницы)?»

«Nein, danke –», sagt Thesi schnell (быстро говорит Тези), «es ist dumm von mir, aber – ich möchte gern allein von hier fortgehen (это глупо с моей стороны, но – я хотела бы уйти отсюда одна). Ich bin doch allein hergekommen (я ведь пришла сюда одна). Ich weiß, es ist eine dumme Idee von mir (я знаю, это глупая идея)», fügt sie schüchtern hinzu (робко добавляет она). Sie ist sehr verlegen, weil sie sich selbst nicht versteht (она очень смущена, потому что она сама себя не понимает). Aber sie hat das entscheidende Gefühl, dass irgend etwas Neues in ihrem Leben beginnen wird (но у нее присутствует решительное чувство = но она решительно предчувствует, что в ее жизни начнется что-то новое). Sie hat sich geschält, sie hat die große Kinderkrankheit überstanden (она сняла с себя кожу, она выдержала тяжелую детскую болезнь; überstehen). Sie möchte sehr gern allein durch das Tor treten (она очень бы хотела одна выйти из ворот; treten – ступать).

«Ich werde deine Aufräumefrau verständigen, sie soll dir etwas Warmes zum Anziehen bringen und dich übermorgen in deiner Wohnung erwarten (я тогда сообщу твоей приходящей домработнице, чтобы она принесла тебе что-нибудь теплое из одежды: «для одевания = чтобы одеть» и чтобы послезавтра она ждала тебя в твоей квартире; das Anziehen – одевание). Wann wirst du denn ungefähr hinkommen (во сколько ты примерно приедешь)?» fragt Sven (спрашивает Свен).

 

297. «Soll ich Sie übermorgen vom Krankenhaus abholen?»

«Nein, danke –», sagt Thesi schnell, «es ist dumm von mir, aber – ich möchte gern allein von hier fortgehen. Ich bin doch allein hergekommen. Ich weiß, es ist eine dumme Idee von mir», fügt sie schüchtern hinzu.

Sie ist sehr verlegen, weil sie sich selbst nicht versteht. Aber sie hat das entscheidende Gefühl, dass irgend etwas Neues in ihrem Leben beginnen wird. Sie hat sich geschält, sie hat die große Kinderkrankheit überstanden. Sie möchte sehr gern allein durch das Tor treten.

«Ich werde deine Aufräumefrau verständigen, sie soll dir etwas Warmes zum Anziehen bringen und dich übermorgen in deiner Wohnung erwarten. Wann wirst du denn ungefähr hinkommen?» fragt Sven.

 

298. Thesis Gesicht wird ratlos (лицо Тези становится растерянным): «Wann darf ich denn fort von hier (во сколько же я могу уйти отсюда) ?» «Übermorgen, ab acht Uhr früh (послезавтра, после восьми часов утра; ab – с, от /какого-либо времени/)», sagt Sven, als ob es die einfachste Sache der Welt wäre, dieses stille weiße Zimmer und die geduldige Schwester Theophania zu verlassen (говорит Свен так, будто покинуть эту спокойную белую комнату и терпеливую сестру Теофанию – это самое простое дело в мире).

«Nun – wann kommst du also (ну – во сколько же ты приедешь)?» Man ist gesund und muss wieder Entscheidungen treffen (ты здорова и снова должна принимать решения). «Ich werde lange schlafen und dann lange frühstücken und dann großen Abschied von Schwester Theophania nehmen und gegen elf fortgehen (я буду долго спать, потом долго завтракать, потом долго прощаться с сестрой Теофанией, и около одиннадцати я выеду)», entscheidet Thesi (решает Тези).

 

298. Thesis Gesicht wird ratlos: «Wann darf ich denn fort von hier?» «Übermorgen, ab acht Uhr früh», sagt Sven, als ob es die einfachste Sache der Welt wäre, dieses stille weiße Zimmer und die geduldige Schwester Theophania zu verlassen.

«Nun – wann kommst du also?»

Man ist gesund und muss wieder Entscheidungen treffen. «Ich werde lange schlafen und dann lange frühstücken und dann großen Abschied von Schwester Theophania nehmen und gegen elf fortgehen», entscheidet Thesi.

 

299. «Ich freue mich riesig auf Sie (я очень за Вас рада)! Sie müssen mir viel erzählen (Вы должны мне многое рассказать). Warum ist Ihre Sache mit John eigentlich auseinandergegangen (почему, собственно, Ваши отношения с Джоном распались; auseinandergehen)? Sie müssen mir alles sagen, es geht mich sehr viel an, Sie haben ihn mir ja eigentlich weggenommen und – ich bin so glücklich, dass Sie gesund geworden sind und (Вы должны мне все сказать, меня это очень волнует, Вы, собственно, забрали его у меня и – я так счастлива, что Вы выздоровели и; wegnehmen) –» Betsy redet viel und schnell und Аmerikanisch und freut sich aufrichtig (Бетси говорит много и быстро и по-американски и при этом искренне радуется). Sven steht daneben und sagt überhaupt nichts (Свен стоит рядом и вообще ничего не говорит). Doch – zuletzt sagt er (однако – напоследок он говорит): «Also, leb wohl, Thesi (ну, будь здорова, Тези)!»

Das ist wenig (это немного). Höflichkeit ist noch weniger als Grobheit (вежливость – это еще меньше, чем грубость). Ich bin ihm schon wieder ganz egal, denkt Thesi müde (я снова ему совершенно безразлична, устало думает Тези).

«Danke für den lieben Besuch – auf Wiedersehen (спасибо за приятное посещение – до свидания)!» sagt sie artig und hat nur einen Wunsch: zurück ins Bett (говорит она вежливо, и у нее сейчас только одно желание: обратно в постель)!

Schwester Theophania schält sie sanft aus dem häßlichen Spitalsmantel und zieht ihr die großen Filzpantoffeln aus (сестра Теофания нежно вынимает: «вылущивает» ее из отвратительного больничного халата и снимает с нее большие войлочные туфли). Das Bett ist weich und so vertraut (постель мягкая и такая знакомая). «Ich bin also gesund (итак, я здорова)...», flüstert Thesi und wundert sich darüber (шепчет Тези и удивляется этому).

 

299. «Ich freue mich riesig auf Sie! Sie müssen mir viel erzählen. Warum ist Ihre Sache mit John eigentlich auseinandergegangen? Sie müssen mir alles sagen, es geht mich sehr viel an, Sie haben ihn mir ja eigentlich weggenommen und – ich bin so glücklich, dass Sie gesund geworden sind und –» Betsy redet viel und schnell und Аmerikanisch und freut sich aufrichtig. Sven steht daneben und sagt überhaupt nichts. Doch – zuletzt sagt er: «Also, leb wohl, Thesi!»

Das ist wenig. Höflichkeit ist noch weniger als Grobheit. Ich bin ihm schon wieder ganz egal, denkt Thesi müde.

«Danke für den lieben Besuch – auf Wiedersehen!» sagt sie artig und hat nur einen Wunsch: zurück ins Bett!

Schwester Theophania schält sie sanft aus dem häßlichen Spitalsmantel und zieht ihr die großen Filzpantoffeln aus. Das Bett ist weich und so vertraut.

«Ich bin also gesund...», flüstert Thesi und wundert sich darüber.

 

300. Thesi erwacht zum letztenmal im weißen Spitalsbett (в последний раз просыпается Тези в белой больничной кровати). Schwester Theophania stellt ihr zum letztenmal das Tablett mit dem Frühstückskaffee auf die Bettdecke und sagt zum letztenmal (в последний раз ставит сестра Теофания перед ней на одеяло поднос с утренним кофе и в последний раз говорит): «Vorher müssen wir brav die Zähne putzen (прежде мы должны славно/как следует почистить зубы).» Später kommt der Herr Primararzt herein, es ist keine Visite mehr, sondern ein Abschiedsbesuch (потом сюда придет главный врач, это уже не обход врача, а прощальный визит; die Visíte; der Abschiedsbesuch). «Ich freue mich, dass wir Sie so schön durchgebracht haben, Frau Poulsen (я рад, что мы Вас так здорово выходили, госпожа Поульсен)», nickt er und schaut Thesi befriedigt an (кивает он и довольно/удовлетворенно смотрит на Тези; befriedigen – удовлетворять).

«Ich bin Ihnen sehr dankbar (я Вам очень благодарна)», sagt Thesi und spürt, wie plötzlich die gesunde Welt ins weiße Zimmer drängt (говорит Тези и чувствует, как здоровый мир вдруг устремляется в белую комнату). Man war todkrank und wurde gesund gepflegt und wechselt jetzt wohlerzogene Worte (ты был смертельно болен, и тебя выходили, и сейчас ты обмениваешься благовоспитанными словами; pflegen – ухаживать; gesund – здоровый). «Wirklich – ich werde es Ihnen nie vergessen (действительно – я никогда Вам этого не забуду)», fügt sie artig hinzu (вежливо добавляет она; hinzufügen). «Ja, ja – und weiter alles Gute (да, да – и всего хорошего в дальнейшем)!» sagt der Primararzt zerstreut (говорит главный врач рассеянно). Er denkt wahrscheinlich schon an einen neuen Scharlachfall (возможно, он уже думает о новом случае скарлатины). Gesunde Leute sind uninteressant (здоровые люди неинтересны).

 

300. Thesi erwacht zum letztenmal im weißen Spitalsbett. Schwester Theophania stellt ihr zum letztenmal das Tablett mit dem Frühstückskaffee auf die Bettdecke und sagt zum letztenmal: «Vorher müssen wir brav die Zähne putzen.» Später kommt der Herr Primararzt herein, es ist keine Visite mehr, sondern ein Abschiedsbesuch.

«Ich freue mich, dass wir Sie so schön durchgebracht haben, Frau Poulsen», nickt er und schaut Thesi befriedigt an.

«Ich bin Ihnen sehr dankbar», sagt Thesi und spürt, wie plötzlich die gesunde Welt ins weiße Zimmer drängt. Man war todkrank und wurde gesund gepflegt und wechselt jetzt wohlerzogene Worte. «Wirklich – ich werde es Ihnen nie vergessen», fügt sie artig hinzu.

«Ja, ja – und weiter alles Gute!» sagt der Primararzt zerstreut. Er denkt wahrscheinlich schon an einen neuen Scharlachfall. Gesunde Leute sind uninteressant.

 

301. Noch später kommen zwei junge Ärzte herein und sagen, dass sie sich freuen, weil Frau Poulsen gesund entlassen wird (еще потом заходят два молодых врача и говорят, что они радуются, потому что госпожа Поульсен выздоровела и едет домой: «потому что отпускают госпожу Поульсен здоровой»). Thesi erinnert sich, dass sie in der Fieberzeit diese beiden immer für ein und denselben gehalten hat, sie trippelten brav hinter dem Primararzt daher und hatten fröhliche glatte Gesichter (Тези вспоминает, что в период лихорадки она все время принимала этих двоих за одного и того же, они бодро семенили за главным врачом, и у них были радостные гладкие лица). Es waren also zwei, nicht einer (значит, их было двое, а не один).

«Danke, danke für alles (спасибо, спасибо за все)», murmelt sie mechanisch (машинально бормочет она).

Der eine der beiden erkundigt sich noch leise, ob Thesi manchmal tanzen geht und wohin sie tanzen geht (один из двоих еще тихо интересуется, ходит ли Тези иногда танцевать и куда именно она ходит танцевать). Ich bin wieder gesund, denkt Thesi, aber ich will nicht mehr mit fremden Männern tanzen und dabei nachdenken, über wie viele Hände eigentlich so ein einziger Mann verfügt (я снова здорова, думает Тези, но я не хочу больше танцевать с незнакомыми мужчинами и размышлять при этом, сколькими руками располагает, собственно, такой единственный мужчина). Plötzlich hat er überall zugleich Hände (внезапно у него становится повсюду столько рук)...

 

301. Noch später kommen zwei junge Ärzte herein und sagen, dass sie sich freuen, weil Frau Poulsen gesund entlassen wird. Thesi erinnert sich, dass sie in der Fieberzeit diese beiden immer für ein und denselben gehalten hat, sie trippelten brav hinter dem Primararzt daher und hatten fröhliche glatte Gesichter. Es waren also zwei, nicht einer. «Danke, danke für alles», murmelt sie mechanisch.

Der eine der beiden erkundigt sich noch leise, ob Thesi manchmal tanzen geht und wohin sie tanzen geht. Ich bin wieder gesund, denkt Thesi, aber ich will nicht mehr mit fremden Männern tanzen und dabei nachdenken, über wie viele Hände eigentlich so ein einziger Mann verfügt. Plötzlich hat er überall zugleich Hände...

 

302. «Ich bin schrecklich alt geworden, nicht mehr das Richtige für Sie (я стала ужасно старой, я совсем не подхожу Вам)», lächelt Thesi dem jungen Arzt zu und ärgert sich, dass so einer in ihrem weißen Zimmer aus und ein gehen darf (улыбается Тези молодому врачу и огорчается, что такой вот /человек/ может заходить в ее комнату и выходить = может к ней заходить, ее посещать). Und ganz zuletzt steht sie in ihrem alten grauen Wintermantel da, und Schwester Theophania sagt ihr, dass sie sich noch recht schonen müsse und achtgeben vor Verkühlung, und den Wollschal fest um den Hals binden (и в самом конце она стоит здесь в своем старом сером зимнем пальто, и сестра Теофания говорит ей, что она еще должна себя как следует поберечь и должна остерегаться простуды, и крепко затягивать вокруг шеи шерстяной шарф; die Verkühlung; der Wollschal; die Wolle – шерсть).

«Das schöne Kleid, in dem Sie hergekommen sind, ist noch in der Desinfektionsabteilung (красивое платье, в котором Вы сюда пришли, еще находится в отделении дезинфекции). Es wird an Ihre Adresse geschickt (оно будет выслано на Ваш адрес)!» meldet sie (сообщает она).

 

302. «Ich bin schrecklich alt geworden, nicht mehr das Richtige für Sie», lächelt Thesi dem jungen Arzt zu und ärgert sich, dass so einer in ihrem weißen Zimmer aus und ein gehen darf.

Und ganz zuletzt steht sie in ihrem alten grauen Wintermantel da, und Schwester Theophania sagt ihr, dass sie sich noch recht schonen müsse und achtgeben vor Verkühlung, und den Wollschal fest um den Hals binden. «Das schöne Kleid, in dem Sie hergekommen sind, ist noch in der Desinfektionsabteilung. Es wird an Ihre Adresse geschickt!» meldet sie.