Renommierte Auszeichnung für umstrittene Forschung: Der Schöpfer des Klon-Schafs "Dolly" ist mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis geehrt worden.

Тексты с 1 по 11 – 2005 год

Text 1

Operation (in) Deutschland

Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Golfstaatler haben mehr Vertrauen in deutsche Ärzte

 

Der Bedarf an medizinischer Versorgung in den Golfstaaten wächst und mit ihm das Interesse an deutschen Kliniken. Immer mehr arabische Patienten suchen ihr Heil in Deutschland.

Der 19-jährige Mohamed aus Abu Dhabi ist enttäuscht. Die Ärzte sagen, er dürfe den Gehwagen noch nicht ohne Betreuung benutzen. Mohamed ist im September nach Köln in die Reha-Klinik RehaNova gekommen, nachdem in seiner Heimat nicht mehr viel für ihn getan werden konnte. Der fahrlässige Umgang mit dem Sicherheitsgurt wurde dem jungen Mann zum Verhängnis. Seit seinem schweren Autounfall kann er nur bedingt gehen, und auch das Sprechen fällt ihm sehr schwer.

 

Die Reha-Einrichtung für Neurologie und Neurochirurgie genießt seit zwei Jahren einen sehr guten Ruf in den gesamten Golfstaaten. Am Anfang war das Personal im Umgang mit den arabischen Patienten noch etwas unsicher. Deshalb engagierte man eine professionelle Trainerin aus Marokko, die dem Personal erklärte, auf welche kulturellen und religiösen Unterschiede besonders zu achten sei.

 

Etwa jeder zehnte Patient in der RehaNova kommt aus den Golfstaaten. Die meisten davon sind ganz normale Bürger, es gibt unter ihnen aber auch Mitglieder der Scheich-Familien, die mit ihrem Adelsgefolge und mehreren Bediensteten anreisen. Sie sind besonders schwer zufriedenzustellen.

 

Es ist nicht bekannt, wie viele Patienten sich gerade in Deutschland aufhalten. Man weiß allerdings, dass die Golfstaatler seit den Anschlägen vom 11. September 2001 vermehrt nach Deutschland reisen. Dies hängt unter anderem auch mit den verschärften Einreisebedingungen in die USA und nach England zusammen. Auch Mohamed war vorher in London.

 

Nach Auskunft des Auswärtigen Amtes wurden über zehn Prozent der an Golfstaatler ausgestellten Visa im Jahr 2004 aus medizinischen Gründen vergeben. Dabei muss der Antragsteller nachweisen, dass er die Behandlung bezahlen kann und dass er einen Termin mit einem Krankenhaus vereinbart hat.

 

Die wenigsten Patienten allerdings organisieren oder bezahlen ihren Aufenthalt selbst. In den VAE und auch in Saudi-Arabien kann jeder Bürger bei der Regierung einen Antrag auf Übernahme der Behandlungskosten stellen. Das Gesundheitsministerium des jeweiligen Landes kümmert sich dann um Termine im Krankenhaus und die Unterbringung der Begleitpersonen. Ein Familienmitglied wird sogar komplett mitfinanziert und kann auf Wunsch auch im Krankenhaus schlafen.

 

Obwohl der technische Standard in vielen arabischen Ländern extrem hoch ist, mangelt es immer noch an Vertrauen in das lokale Personal. Hohe Fluktuation der medizinischen Angestellten und der Mangel an Hygiene sind die häufigsten Gründe für die Behandlungsflucht aus dem eigenen Land.

 

Mittlerweile aber versucht Dubai mit seinem Projekt "Healthcare City" - einem eigenen Stadtviertel mit Krankenhäusern, Spezialkliniken und Reha-Zentren - den Kliniken in Deutschland Konkurrenzzu machen und die Patienten aus der gesamten Golfregion anzuziehen.

 

 

GLOSSAR:

 

Bedarf, der – die Zahl oder Menge an Menschen, Dingen oder Leistungen, die man zu einem bestimmten Zweck braucht

 

Heil, das – etwas, das für jemanden das höchste Glück bedeutet

 

Gehwagen, der – ein Gestell auf Rädern; ein Hilfsmittel zur Unterstützung von Menschen, die ihre Beine nicht belasten dürfen

 

Betreuung, die – die Aufsicht / die Hilfe

 

Reha, die – (Abkürzung für „Rehabilitation“) die Wiederherstellung; in einer Reha-Klinik hilft man Menschen z.B. nach Unfällen dabei, möglichst ihre volle körperliche Leistung wieder zu erlangen

 

fahrlässig – ohne die nötige Aufmerksamkeit oder Vorsicht / ohne die Gefahren oder Konsequenzen zu bedenken

 

Sicherheitsgurt, der – der Gurt, den man sich z.B. im Auto umlegt, damit man bei einem plötzlichen Bremsen o.ä. geschützt ist

 

Verhängnis, das – ein großes (persönliches) Unglück

 

nur bedingt – nicht in vollem Umfang / nicht ohne Einschränkung

 

jemanden engagieren – jemanden einstellen / beschäftigen

 

Scheich, der – der Titel eines arabischen Herrschers

 

Adelsgefolge, das – alle Leute, die eine wichtige Person (hier: einen Adeligen) begleiten und für sie arbeiten

 

die Anschläge vom 11. September 2001 – die Attentate von Terroristen auf das World Trade Center in New York am 11.09.2001

 

verschärft – strenger

 

Antragsteller, der – jemand, der einen Antrag stellt / der schriftlich darum bittet, dass etwas genehmigt oder gewährt wird

 

etwas vereinbaren – etwas verabreden / beschließen

 

Ministerium, das – eine der höchsten Behörden in einem Staat, die für einen bestimmten Bereich der Verwaltung verantwortlich ist (hier: Gesundheit der Bevölkerung)

 

Unterbringung, die – die Unterkunft / die Bleibe

 

Fluktuation, die – das Schwanken; etwas fluktuiert, wenn es sich unregelmäßig ändert

 

Hygiene, die – die Sauberkeit

 

Konkurrenz, die– die (Wettbewerbs)Situation, die entsteht, wenn mehrere Personen das gleiche Ziel erreichen wollen oder mehrere Hersteller, Händler o.ä. die gleichen Leistungen oder Waren verkaufen wollen


 

Text 2

Ehrlich-Preis für Schöpfer von "Dolly"

Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Das erste geklonte Schaf.

 

Renommierte Auszeichnung für umstrittene Forschung: Der Schöpfer des Klon-Schafs "Dolly" ist mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis geehrt worden.

Renommierte Auszeichnung für umstritteneForschung: Der Schöpfer des Klon-Schafs "Dolly" ist mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis geehrt worden.

Für seine Aufsehen erregenden Experimente, die zum ersten Klonen eines Säugetieres geführt hatten, erhielt der britische Genforscher Ian Wilmut am Montag (14.3.2005) in der Frankfurter Paulskirche den wichtigsten deutschen Medizinpreis. Der Virologie-Fachmann Bernhard Fleckenstein bezeichnete Wilmut in seiner Laudatio als einen Forscher, der "eine wissenschaftliche Revolution ausgelöst hat, welche die künftige Biomedizin grundlegend wandelnwird".

Zu den heftigen Protesten im Vorfeld der Preisvergabe sagte Fleckenstein, Wilmut habe auch zum sorgfältigen Umgang mit den neuen Technologien aufgerufen und sei damit seiner ethischen Verpflichtung nachgekommen. Von der Arbeit des Wissenschaftlers werde die Krebsforschung profitieren, genau wie Patienten, die unter der Bluterkrankheit leiden.

Der Wissenschaftler, der am Roslin-Institut im schottischen Edinburgh arbeitet, hatte kürzlicheine britische Lizenz zum Klonen menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken erhalten. Das deutsche Embryonen-Schutzgesetz, das auch therapeutisches Klonen verbietet, kritisierte der Laudator als ethisch widersprüchlich, wissenschaftsfeindlich und novellierungsbedürftig.

Wilmut kündigte an, dass er das Preisgeld in die Erforschung von bisher unheilbaren Krankheiten stecken werde. Der britische Genforscher sprach sich zugleich gegen das so genannte reproduktive Klonen von Menschen aus, also das Herstellen von Klonbabys. Dieses ist weltweit geächtet.

Gegen die Preisverleihung protestierten rund 40 Demonstranten. Kritik an der Auszeichnung Wilmuts äußerten auch Ärzte- und Lebensschutzorganisationen. "Es ist mehr als befremdlich, wenn die Bundesregierung mit deutschem Steuergeld einen britischen Wissenschaftler belohnt, dessen Klonvorhaben hier zu Lande mit Strafe bedroht wären", erklärte die Ärzte-Organisation Marburger Bund in Köln.

Das Preisgeld der mit 100.000 Euro dotierten Auszeichnungstammt je zur Hälfte aus Spenden von Unternehmen und vom Bundesgesundheitsministerium. Die 1929 gegründete Paul Ehrlich-Stiftung ist eine Stiftung der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Ehrenpräsident ist Bundespräsident Horst Köhler. Im Stiftungsrat sitzen 14 Wissenschaftler aus fünf Ländern.

 

GLOSSAR:

renommiert – angesehen

umstritten – so, dass es Befürwortern und Gegner gibt

Aufsehen erregen – große Aufmerksamkeit auslösen

die Laudatio – die Lobrede

künftig – später

grundlegend wandeln – völlig verändern

im Vorfeld der Preisvergabe – vor der Preisvergabe; während der Vorbereitung der Preisvergabe

seiner Verpflichtung nachgekommen – seiner Verpflichtung folgen; seine Verpflichtung erfüllen / einhalten

von etwas profitieren – einen Vorteil von etwas haben; einen Vorteil aus etwas ziehen

kürzlich – vor kurzem

zu Forschungszwecken – um zu forschen

novellierungsbedürftig – so, dass es geändert / verbessert werden muss

Geld in eine Sache stecken – Geld in eine Sache investieren

sich gegen etwas aussprechen – etwas ablehnen

die mit 100.000 Euro dotierte Auszeichnung – die Auszeichnung mit einem Preisgeld von 100.000 Euro


 

Text 3

Europas verschmutzte Luft

Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Zu viel Schmutz in der Luft

 

Die Feinstaub-Richtlinie der Europäischen Union sorgt für hitzige Debatten in Ballungsräumen wie Madrid, Manchester und München. Überall ist die Luft zu dreckig.

 

Innsbruck, Klagenfurt, Wien - der österreichische Greenpeace-Aktivist Jurrin Westerhof ist seit Ende Februar mit seinem Wohnmobil viel herum gekommen, hat das Land schon kreuz und quer bereist. Sein Wohnmobil ist gleichzeitig seine Arbeitsstätteund steckt voller Messgeräte, mit denen er die Verschmutzung der Luft misst.

 

Der 34-Jährige notiert erschreckende Daten. "Es hagelt Tage mit zuviel Feinstaub", sagt Westerhof. "Die Probleme sind hier in Österreich noch um einiges größer als zum Beispiel in Deutschland. Schon im Februar wurden in Graz, Klagenfurt und Innsbruck die in der EU gültigen Grenzwerte überschritten." Am 29. März sei es dann auch in Wien soweit gewesen.

 

In Österreich gilt wie überall in der Europäischen Union seit dem 1. Januar 2005 eine Richtlinie für die zulässige Verschmutzung der Luft mit Feinstaub. Pro Tag dürfen höchstens 50 Mikrogramm Feinstaubpartikel pro Kubikmeter Luft erreicht werden. Dieser Wert darf an nicht mehr als 35 Tagen pro Jahr überschritten werden. Ist dies der Fall, muss das Land geeignete Maßnahmen für eine sauberere Luft vorschlagen.

 

An den winzigen Dreckpartikeln in der Luft sterben laut einer Studie der EU allein in Deutschland jährlich bis zu 65.000 Menschen. Die Partikel dringen in die Lunge ein und können Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt und Lungenkrebs verursachen. Besonders gefährdet sind Kinder. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben in den Mitgliedstaaten der Organisation jedes Jahr 13.000 Kinder zwischen null und vier Jahren an Krankheiten, die durch eine Partikelbelastung der Luft ausgelöst wurden.

 

Obwohl die neue Richtlinie bereits 1999 erlassen wurde, ist in vielen Ländern noch nichts gegen die Luftverschmutzung getan worden. Die in Brüssel beheimatete EU-Kommission hat jedoch ein großes Interesse an der Einhaltung der Feinstaub-Richtlinie.

 

Die EU überlässt es dabei ihren Mitgliedsstaaten, auf welche Weise sie die Grenzwerte einhalten. Diese wiederum haben die Verantwortung an Bundesländer oder Stadtverwaltungen übertragen. London zum Beispiel hat auf die große Luftverschmutzung mit einer Mautgebühr für die Innenstadt reagiert. In Italien haben viele Bürgermeister Fahrverbote oder andere Einschränkungen verfügt. Wieder andere Städte greifen zum "Auto-Roulette": Danach dürfen an einigen Wochentagen nur Autos mit geraden Zahlen auf dem Nummernschild in die Stadt, an anderen Tagen nur solche mit ungeraden Zahlen.

 

GLOSSAR

 

verschmutzt– nicht sauber, verunreinigt

 

Feinstaub, der (m) - winzige, mit bloßem Auge nicht sichtbare Staub-Partikel. Technisch gesehen sind Feinstäube Teilchen mit einem Durchmesser von 10 Mikrometern (10 µm) und kleiner.

 

Richtlinie, die (f)– eine Vorschrift der europäischen Gemeinschaft, die die Mitgliedstaaten zur Verwirklichung eines bestimmten Ziels verpflichtet

 

hitzige Debatte –eine sehr leidenschaftliche und erregte Diskussion

 

Ballungsraum, der (m)– Region mit hoher Bevölkerungsdichte und großer Wirtschaftsleistung

 

dreckig– umgangssprachlich: schmutzig, unsauber

 

kreuz und quer– hin und her, in alle Richtungen

 

Arbeitsstätte, die (f)– Arbeitsplatz, der Ort, an dem jemand arbeitet

 

seine Arbeitsstätte steckt voller Messgeräte– an seinem Arbeitsplatz gibt es sehr viele Messgeräte

 

"Es hagelt Tage mit zuviel Feinstaub"– es gibt sehr viele Tage, an denen die Feinstaub-Grenze überschritten wird

 

Partikel, die (f)– ein sehr kleiner Teil von etwas

 

Weltgesundheitsorganisation (WHO), die (f) –Koordinationsstelle der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen.

 

Verantwortung, die (f) – Verpflichtung, etwas zu tun oder für etwas zu sorgen

 

Bundesland, das (n) – ein Gliedstaat in einem Bundesstaat

 

Stadtverwaltung, die (f)– die Verwaltung einer Stadt

 

Bürgermeister, der (m)– das Oberhaupt einer Stadt oder Gemeinde

 

Nummernschild, das (n) –Autokennzeichen


 

Text 4