BIEDERMEIER ZEIT 1820-1850

Der Begriff kommt aus der Kunst- und Kulturgeschichte. Unter Biedermeier versteht man die Stilisierung der Wirklichkeit. Das Wort „Biedermeier“ wurde zum Kennzeichen einer einfachen bürgerlichen Kultur. Vom sozialen Standpunkt aus gesehen, waren Kultur und Literatur Biedermeiers bürgerlich und adlige Schriftsteller füllten diesen Zwiespalt ihres Standes mit der Zeit. So wählten sie sich oft bürgerliche Künstlernamen (wie Nikolaus Lenau, Anastasius Grün u.a.). materialistische Ideen wurden abgelehnt, aber man zeigte das Interesse für Geschichte, für Atmosphäre der Epoche. Literaten wollten Seismographen der Bewegungen ihrer Zeit bleiben.

Wenn Klassik und Romantik ständig versuchten, den Dualismus des Lebens zu überwinden, so versuchte das Biedermeier eine Synthese: real Idealismus. Ideale wurden bewahrt, aber auch der Gegensatz zur Wirklichkeit wurde stark empfunden.

Die biedermeierliche Haltung dem Staat gegenüber stützte sich noch auf die Philosophie von Friedrich Hegel, aber der romantische „Volksbegriff“ wurde von dem Begriff „Staat“ abgelöst. Hegel verstand den Staat als Rechtsstaat, für welchen zu Arbeiten Verpflichtung sein sollte. Was Hegels Kunsttheorie angeht, so muss man hier betonen, dass der Philosoph 3 Entwicklungsstufen der Kunst feststellte:

1. Die symbolische Kunstform der Epoche der Dentilordnung und der frühen Sklavenhalterdespotien. Inhalt und Form wurden .. , die Gestalt dominierte.

ПРОПУСК

 

Ablehnung fanden Schwärmerei und Exzentrizität, gemieden wurde auch Heroentum. Im Gegensatz zur Romantik, sah der Dichter seine Aufgabe in der Bindung des phantasiemäßigen mit konkreten Lebenserscheinungen und Elemente des Realismus brachten sie in ihre Kunst mit dem Detail. Sprachlich baute das Biedermeier auf dem romantischen Erbe auf. In der Epik war der Ausdruck typisierend, empfindungsreich und vielseitig – es war die Zeit eines gepflegten Sprachstils.

Die Begegnung des Menschen mit der Realität spielte sich in der Enge des Alltags ab. Der Grundzug des Biedermeierlichen Pathos erklärte man als „Heiterkeit“ auf der Grundlage von „Schwermut“. Diese „Heiterkeit“ war eine mit Mühe erkannte (?) Harmonisierung von Gegensätzen. Die romantische Ironie war den Dichtern fremd. Zum stärksten Mittel der Wirklichkeitsauffassung wurde der tiefsinnige Humor (z.B., in den Werken von Raimund).

Das Ideal der biedermeierlichen Lebenserfüllung war, im engen Bezirk fruchtbar zu wirken. Ideale und Wirklichkeit verschmolzen in der Natur. Die Lyrik des Biedermeiers setzte die Liedtradition der Romantik fort. In der Sprache dominierte Volkstümlichkeit (Bildhaftigkeit der Folklörkunst). Aber die biedermeierliche Lyrik zeigte schon einen epischen Zug. Beliebt waren solche Genres wie Romance, Lied, Ballade. Die bekanntesten Balladenautoren waren: Droste, Mörike, Lenau. Die Biedermeier schuf die stärksten Naturdichtungen, aber oft verwandelte sich die Dichtung in eine Flucht in Errinerungen.

Die epische Literatur dieser Zeit liebte kleine didaktische Formen: Briefe, Reiseberichte, Tagebücher, überlieferte Formen der Verserzählung. Populär waren auch Skizze, Kurzerzählung, Stimmungsbild.

Die Novelle wurde von dem Roman nicht deutlich geschildert (z.B., Mörikes Roman „Maler Nolten“ wurde zuerst als Novelle in 2 Teilen bezeichnet).

Die Form des Romans war bewusst formlos. Der Text hatte viele Reflexionen und didaktische Fragmente. Realistische Züge zeigte der Text im Detail. Bei Adalbert Stifter hatte episches Werk eine strak betonte naturlyrische Note. Unter den Kleinformen der Epik wurde dem Witz gewidmet. Biedermeier strebte in der Dramatik nach Überwindung spätromantischer phantastischer Züge. Diese Tendenz beobachtete man im Schaffen von Franz Grillparzer. Er bevorzugte die geschlossene Form, aber er nahm in sein Werk barocke Elemente auf. Es gelang ihm eine feinnervige Tragödie zu schaffen.

DAS JUNGE DEUTSCHLAND UND DIR POLITISCHE DICHTUNG DER VORMÄRZ (1820-1850)

Am Ende der 20er Jahr setze sich bei einem Teil der jungen Generation das Gefühl durch, dass Literatur stagniere. Mann wollte mehr Kontakt mit gesellschaftlichen Lebenherstellern. Diese Epoche wurde bald von der französischen Juli Revolution 1830 neu geprägt und Heinrich Heine charakterisierte die Situation mit folgenden Worten: „Jetzt gilt es die höchsten Interessen des Lebens selbst. Die Revolution tritt in die Literatur ein“. Die Vermittlerrolle zwischen Frankreich und Deutschland übernahm Ludwig Börne.

Eine Gruppe von jungen Schriftstellern wirkte in dieser Zeit gesellschaftlich kritisch und agressiv. Diese Gruppe wurde „Junges Deutschland“ genannt. Die wichtigsten Namen, die zu dieser Gruppe gezählt wurden, betonte man auf dem Bundestag im Winter 1835. Man charakterisierte diese Gruppe als antichristlich, gotteslästerlich und alle Sitten und Scham und Ehrbarkeit mit Füßen tretend. Die Bundesversammlung beschloss, die Verbreitung von Schriften solcher Autoren, wie Heine (ein revolutionäre Demokrat), Gutzkow. Wienbar, Mundt, Glaube. Zu ihnen zählte man später auch Ludwig Börne.

In dieser Zeit wirken auch politische Dichter, die nicht weniger gesellschaftlich kritisch waren, z.B. Herwegh, Freiligrath u.a.

Gleichzeitig mit Literaten des jungen Deutschlands wirkte auch politische Dichter des Vormärz: Herwegh, Freiligrath, Fallersleben u.a. als Dramatiker traten in dieser Zeitspanne Grabbe und Büchler auf. Ihre Kunst zeigte schon stark realistische Züge in der Darstellung des Milieus. Man betonte in Hegels Philosophie seine Dialektik und Staatslehre. Die These „Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist auch vernünftig“ wurde von neuen Schriftstellern als revolutionäres Postulat formuliert: da die bestehende Gesellschaftsordnung unvernünftig sei, müsse sie aus der Wirklichkeit verschwinden und durch eine vernünftige ersetzt werden. Dieses Ziel sollte man durch Liberalismus erreichen. Man sprach von der Emanzipation des Individuums, der Frau, man war gegen die Ausnutzung eines Menschen durch den Anderen. In dieser Richtung interpretierte und erweiterte Ludwig Feuerbach die Hegelische Philosophie.

Die Ideen des Vormärz zielten auf das Machtergreifen des Bürgertums. Das Programm des Liberalismus orientierte auf die territoriale Einheit und verfassungsmäßige Freiheit. Abgelehnt wurden der bisherige Staat, die Gesellschaft, Adel und Kirche, soziale und nationale Schranken. Man strebte nach geistiger Beeinflussung durch Publikationen und forderte Pressefreiheit.

Die philosophischen Lehren von Hegel, Feuerbach, Marks und Engels beherrschten jetzt die Gemüter. Die Presse verwandelte sich aus einem berichterstattenden in ein meinungsbildendes Organ. Darin verschmolzen politische und künstlerische Ziele. Der anonyme Berichterstatter entwickelte sich zum Schriftsteller (z.B. Börne, Menzel, Laube, Gutzkow u.a.). Die sozialen, politischen und philosophischen Gedanken des französischen Liberalismus fanden im Deutschland Boden für ihre Entwicklung und die Vermittlerrolle übernahm Ludwig Börne mit seinen „Briefen aus Paris“. Ihm war die Kritik der Kunst ein Mittel, auch politische Kritik auszuüben. Er war bestrebt die neue Epoche und ihren Zeitgeist zu repräsentieren.

Ästhetik: als schön akzeptierte man das, was nationalen Formen gemäß und harmonisch war. Die Schönheit entfaltete sich in der Einheit von Geist und Körper. Die christliche Scham vor dem Körperlichen und Natürlichen sollte überwunden werden. Man sah die Aufgabe der Dichtung in der Darstellung des Schönen aus dem wirklichen Leben auf einem Einzelfall. Die Jungdeutsche Revolutionarisierung der Ästhetik bereitete den Realismus vor. Die politische Freiheit betrachtete man als Voraussetzung für eine deutsche Nationalliteratur.

Die Poetik: nicht das Seelenleben des Menschen, sondern seine Taten beschäftigten den Dichter. Man schuf nicht Charaktere, sondern Vorkämpfer von Ideen. Gutzkow betonte: der Zweck unserer Zeit ist der Bürger, nicht der Mensch. Meinungen wurden nur angedeutet und halbausgesprochen. Die aphoristische Prägung von Ideen charakterisierte diese Kunst. Für diese Literaten war charakteristisch dass sie alles vergangene (vor allem die Goethezeit) als abgelegt verurteilten (z.B. Heinrich Heine und seine theoretische Abhandlung „Die romantische Schule“). Man versuchte die Tradition zu verneinen und neue Literatur beute ihre Kunst auf politischer Problematik auf. Die Problematik versteht man als Teil der Thematik. Thema bedeutet im Griechischen das zur Bearbeitung hingestellte. Thema ist die Grundlage der literarisch-künstlerischen Erkenntnis, ihr Gegenstand. Der Hauptgegenstand der Erkenntnis sin in der künstlerischen Literatur die charakteristischen Besonderheiten des menschlichen Lebens in seinem sozialen Wesen. Es geht immer um den Menschen, den man in der Literaturwissenschaft als sozialen Charakter, als Helden, als Figur oder als handelnde Person bezeichnet. Die Charaktere werden mit Hilfe von Gestaltungsmittel wie Porträt, Charakteristik, Figurensprache und Naturbild dargestellt. Die Charaktere werden typisiert, individualisiert und geschichtlich konkretisiert. Auf soziales Wesen des Charakters ist die Typisierung gerichtet.

Die Problematik ist die ideelle Interpretation der sozialen Charaktere durch den Schriftsteller. Das bedeutet: die einen Eigenschaften des Charakters können von dem Autor stark hervorgehoben werden, die anderen können dadurch verdeckt werden. Als Resultat eines solchen Herangehens, erschienen in der Literatur der vorrealistischen Epochen Figuren mit besonders ausgeprägten Eigenschaften, wie z.B. Tapferkeit und Feigheit, Freigebigkeit und Habsucht usw. solche Charaktere erhielten eine strak verallgemeinernde Bedeutung. Im 19. Jahrhundert begannen die Schriftsteller das Wesen der menschlichen Charaktere vielseitiger zu zeigen. Seit dieser Zeit besteht die Problematik darin, die wichtigsten Charaktereigenschaften unter vielen anderen hervorzuheben. Als wichtigen Mittel dafür betrachtet man den Kontrast und die Antithese. Die Antithesen stellten die wesentliche Seite der Problematik dar. Manchmal fand man in den Werken der schönen Literatur keine Gegenüberstellung der Charaktere, sondern die Gegenüberstellung der Umstände der sozialen Gruppen. Das imponierte den Jungdeutschen Literaten, die mit ihrer Kunst den Realismus vorbereiteten. Die Problematik konnte demnach die verschiedensten Seiten des Lebens zum Ausdruck bringen. Sie konnte moralisch-ethisch, philosophisch, ideell-politisch, sittlich oder ästhetisch sein. Es hing davon ab, auf welche Widersprüche der Schriftsteller seine Aufmerksamkeit lenken wollte. Und ist wichtig, wie tief das Werk von der Seite seiner Problematik ist. Diese Tiefe hängt mit der Weltanschauung des Schriftstellers zusammen.