Das Plusquamperfekt Indikativ Aktiv

· Das Plusquamperfekt wird nur relativ gebraucht, es bezeichnet, mit dem Präteritum (manchmal auch mit dem Perfekt) als “Partnerform“ gekoppelt, die Vorzeitigkeit in der Vergangenheit, d.h. eine vergangene Handlung, die einer anderen vergangenen Handlung vorangeht. Das istdie Hauptbedeutung dieser Zeitform, z. B.: Später erfuhr ich, dass diese Frau selbst schon viel durchgemacht hatte.

Wenn die Handlungen in ihrer natürlichen Folge geschehen, gibt man das durch dieselbe Zeitform wieder, z.B.: Ich nahm meinen kleinen Beutel vom Bett, schwang ihn über die Schulter, stieg die Treppe hinunter und trat durch die Vordertür ins Freie.

Ändern wir die natürliche Reihenfolge, indem wir die früher eingetretene Handlung später nennen, oder wenn zwei Vorgänge durch einen größeren Zeitraum getrennt sind, erscheint das Plusquamperfekt unbedingt, z.B.: In meinem Job als Küchenhilfe bei McDonald´s kamen mir die Fähigkeiten zugute, die ich mir als Hausmädchen angeeignet hatte. Es war ganz klar geworden, und die Sonne schien golden.

Mit der Konjunktion nachdem gebraucht man in der Vergangenheit immer das Plusquamperfekt, z. B.: Nachdem ich einige Monate lang auf ein Zimmer gewartet hatte, erfuhr ich von einer Frau, die eine Mitbewohnerin suchte.

· Als Nebenbedeutung dieser Zeitform gilt ihr Gebrauch zum Ausdruck der Abgeschlossenheit einer Handlung (das konstatierende Plusquamperfekt). Es wird dabei oft deren rasches, plötzliches Eintreten betont, z.B.: Kaum hatten wir den letzten Bissen geschluckt, als Pawel aufsprang und Alma und mich ziemlich autoritär in die Betten verwies.

Dieser Art Plusquamperfekt begegnet man auch in Temporalsätzen mit den Konjunktionen bis, ehe, bevor, doch ohne Nebensinn eines raschen Abschlusses, z. B.: ...Jetzt brauchte es nur zwei Sekunden, bis er mir erklärt hatte, dass er mich einfach fotografieren wollte.

· Im Plusquamperfekt wird manchmal die Exposition einer Erzählung gegeben als eine Art Vorgeschichte, dann folgt im Präteritum die eigentliche Darstellung der Geschehnisse (das einleitende Plusquamperfekt). Das ist eine weitere Nebenbedeutung dieser Zeitform, z. B.: Eine Frau war in unserer Wohnung gewesen. Ich roch es, ich spürte es.

Fragen zur Selbstkontrolle: 1. Wie wird das Plusquamperfekt Indikativ Aktiv gebildet? 2. Konjugieren Sie die Verben haben und sein im Präteritum! 3. Welche Verben gebraucht man mit dem Hilfsverb haben (sein)? 4. Wie wird das Plusquamperfekt eines Modal- oder eines Empfindungsverbs, auch der Verben helfen und lassen gebildet, wenn sie im Satz mit dem Infinitiv eines anderen Verbs stehen? 5. Was ist die Hauptbedeutung des Plusquamperfekts? 6. Hat diese Zeitform auch eine absolute Bedeutung? 7. Ist das Plusquamperfekt bei der Angabe der Vorzeitigkeit immer obligatorisch? 8. Was bezeichnet das konstatierende Plusquamperfekt? 9. Vergleichen Sie die Bildung und den Gebrauch des Perfekts und des Plusquamperfekts Indikativ Aktiv.

DAS PERFEKT UND PLUSQUAMPERFEKT IND. AKTIV (ÜBUNGEN)

Übung 1. Bestimmen Sie, welche Bedeutungen das Perfekt und Plusquamperfekt in den Sätzen haben:

1. Und du hast noch nichts getan?! Wir haben dich doch nicht hierhergeholt, damit du fernsiehst! 2. In drei Wochen hat Familie Meier ihren Urlaub beendet. 3. Wenn er genügend Berufserfahrungen gesammelt hat, macht er sich bestimmt selbständig. 4. Wie lange er nach einer Lehrstelle gesucht hat, weiß ich nicht. 5. Als er seine Lehre machte, hat er einmal wöchentlich die Berufsschule besucht. 6. Nachdem er die Lehre abgeschlossen hatte, suchte er einen Arbeitsplatz. 7. Kaum hatte ich das gesagt, wurde ich auch schon wieder mißtrauisch. 8. Der Pförtner, der mir öffnete, kannte meine Familie gut, denn er hatte manchmal meinen Onkel chauffiert. 9. Am Montag ist der Vulkan Oyama wieder ausgebrochen. Der Ausbruch begann am Montag früh. Der Berg spie hohe Fontänen flüssiger Lava und Asche in den Himmel. Ein Dorf wurde unter Strömen flüssiger Lava und einem Ascheregen begraben, ein zweites Dorf wurde völlig zerstört. Viele Menschen haben ihre Dörfer verlassen und sind jetzt obdachlos. Erst wenn sich der Vulkan beruhigt hat, werden die Leute in ihre verlassenen Dörfer zurückziehen. Zum letzten Mal war der Oyama am 24. August 1962 ausgebrochen. Damals waren 31 Menschen gestorben. Die Meldung über den neuen Vulkanausbruch hat in der ganzen Welt Anteilnahme ausgelöst.

Uuml;bung 2. Teilen Sie die Verben in 3 Gruppen ein: a) die Verben, die das Perfekt mit haben bilden, b) die Verben, die das Perfekt mit sein bilden, c) die Verben, die das Perfekt bald mit haben, bald mit sein bilden. Kommentieren Sie Ihre Wahl!

schneien, geben, ziehen, sterben, sich gewöhnen, verschwinden, helfen, reisen, denken, schlafen, frieren, begegnen, entnehmen, zerbrechen, einsteigen, regnen, scheitern, zerfallen, entgehen, dürfen, klappen, vertrauen, fahren, verbrennen.

 

Uuml;bung 3. Drücken die Verben in den Sätzen einen Zustand oder eine Zustandsveränderung aus? Das Perfekt bzw. das Plusquamperfekt machen das klar. Machen Sie eine Probe!

1. Die Suppe kocht. Die Suppe kocht über. 2. Wir trocknen die Haare mit dem Fön. Die Haare trocknen schnell. 3. Das Mädchen kränkelte. Es erkrankte aber nicht ernsthaft. 4. Er stand um sechs auf. Er stand lange an der Haltestelle. 5. Das Kind schlief schnell ein. Es schlief zwölf Stunden. 6. Es taute gestern. Das Eis taute auf. 7. Tom wachte spät auf. Ein Krankenpfleger wachte bei ihm. 8. Das Feuer brannte lichterloh. Das Haus brannte aus. 9. Es entstand Sachschaden. Es bestand ausreichend Versicherungsschutz. 10. Sie lag mehrere Wochen im Krankenhaus. Sie erlag der Krankheit.

 

Übung 4. Setzen Sie die Verben im Perfekt bzw. Plusquamperfekt ein:

1. Gestern ... ich im Wald die Nachtigall schlagen ... (hören). 2. Die Freundin teilte mir mit, dass sie mich gestern vom Bahnhof abholen ... (wollen). Leider ... sie es nicht ... (können). 3. Der Prüfer ... den Fahrschüler Verkehrsschilder erklären ... (lassen). 4. Vor kurzem ... ich im Zirkus Akrobaten auftreten ... (sehen). Es war sehr gefährlich, und ich ... mein Herz klopfen ... (fühlen). 5. Sie ... den Motor aufheulen ... (hören). 6. Ich beneide die Menschen, die Schaljapin singen ... (hören). 7. Da ich einen bequemen Platz hatte, ... ich alles gut sehen und hören ... (können). 8. Man ... den Kranken ins Krankenhaus bringen ... (müssen), er ... es aber nicht ... (wollen). 9. Er ... es nicht tun ... (wollen), aber er ... es ... (müssen). 10. ... du die Kinder im Hof spielen ...(sehen)? 11. Die Schüler ... ihren kranken Freund besuchen ... (wollen), aber sie ... es nicht tun ... (dürfen). 12. Der Portier ... mir die Anmeldebögen ausfüllen ... (helfen). 13. ... du schon einmal unseren Chor singen ... (hören)? 14. Der Prüfer ... einen Studenten seinen komplizierten Namen buchstabieren ... (lassen). 15. Ich habe mich gut zur Prüfung vorbereitet und ... alle Fragen des Prüfers gut beantworten ... (können). 16. Der Pilot ... dem Flugingenieur die Klimaanlage reparieren ... (helfen).