Text 7. Luthers Reformation

 

Es gibt mehrere Gründe dafür, daß gerade Deutschland für eine Auflehnung gegen die römische Kirche günstige Bedingungen bot:

- Obwohl Kaiser Karl V von den deutschen Kurfürsten gewählt worden war, hatte er mit ihren ehrgeizigen Zielen und denen der großen Städte zu kämpfen, und das schwächte seine Autorität.

- Die deutschen Humanisten mit dem Reichsritter Ulrich von Hütten an der Spitze unterstützten die nationale Opposition gegen den Papst und den Einfluß der römischen Kirche.

- Der Reichtum der Klöster und das luxuriöse Leben der Bischöfe, die Län­dereien und Einkünfte anhäuften, verärgerten Adel, Bürger und Bauern.

Vor diesem Hintergrund gab Martin Luther den entscheidenden Anstoß. Er entstammte kleinbürgerlichen Verhältnissen, hatte an der Universität von Erfurt zunächst Recht studiert und trat dann in den Augustinerorden ein. Als Doktor der Theologie erhielt er 1512 eine Professur an der Universität Wittenberg.

Von Zweifeln um das Heil seiner Seele gequält, gelangte er zu der Erkennt­nis, daß allein der Glaube den Menschen vor Gott gerecht mache und alle guten Werke nicht ausreichten, um die Sünden zu tilgen und die Seligkeit zu garantieren. Sein Bruch mit der römischen Kirche wurde durch den Ablaßstreit provo­ziert. Papst Leo X. hatte nämlich beschlossen, den Bau des Petersdoms mit dem Verkauf von Ablaßbriefen zu finanzieren, die eine Verkürzung der Sündenstrafen in Aussicht stellten.

Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Luther in lateinischer Sprache 95 Thesen. Nach der Legende soll er sie an die Tür der Schloßkirche zu Witten­berg angeschlagen haben. Dann bestritt er den Wert von Ablaßbriefen und prangerte ihren Verkauf als verwerflich an. Adel und Humanisten unterstützten seinen Standpunkt.

Trotz der päpstlichen Aufforderungen zum Widerruf gab Luther nicht nach. 1520 wurde er aus der Kirche verstoßen. Die Bannandrohungsbulle verbrannte er öffentlich. 1521 lud ihn Karl V. vor den Reichstag in Worms, aber auch dort blieb er seinen Überzeugungen treu. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen nahm ihn daraufhin in seinen Schutz.

Je mehr Luther mit katholischen Theologen diskutierte, desto klarer sah er. Seine Lehre wurde 1530 von seinem Schüler Philipp Melanchthon in der Augsburger Konfession erläutert. Ihre Kernsätze lauten zusammengefaßt:

- Allein der Glaube macht den Menschen gerecht.

- Die Heilige Schrift ist die alleinige Quelle des Glaubens, aus der jeder Gläubige seine eigenen Folgerungen ziehen kann.

- Taufe und Abendmahl sind die einzigen Sakramente, die der Bewahrung würdig sind.

- Die Verehrung Marias und der Heiligen wird abgeschafft..

- Das Fegefeuer existiert nicht.

- Die Priester brauchen nicht im Zölibat zu leben.

- Die Ordensregeln entbehren jeglicher Daseinsberechtigung.

 

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Text 8. Männer – Frauen

 

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Suche Mann zwischen 25 und 35. zärtlich, mit Humor und unternehmungslustig, keine Schlaftablette, evtl. für längerfr. Freundschaft. Bin m 30, arbeite im päd. Bereich, bin rot-grün angehaucht und leidenschaftl. Zeitungsleser, interessiere mich für Literatur und Kino, bin gerne unter Leuten und auch gern allein, liebe heiße Sommer und kalte Winter, die ersten Schwalben, den Tau im Gras. Raum Süddeutschland. Schnauzer zwecklos.

 

Aufgaben:

I. Welche Vorstellungen vom anderen Geschlecht sind Ihnen fremd? Wären all diese Anzei­gen in Rußland denkbar?

 

II. Formen Sie in Kleingruppen „Bilder“ von Männern und Frauen, die ihre Beziehung zueinander gestisch und mimisch ausdrücken. Sprechen Sie derüber.

 

III. Vergleichen Sie russische und deutsche Frauen in Aussehen, Verhalten und Stellung in der Gesellschaft. Benutzen Sie dazu Zeitschriften, Dokumentarsendungen im Fernsehen, Werbung, Filmausschnitte.

 

IV. Diskutieren Sie über folgende Punkte:

a) Definieren Sie den Begriff Frauenemanzipation. Schreiben Sie Ihre eigene Wärterbuchdefinition. Falls Sie eine Frau sind: Würden Sie sich als emanzipiert bezeichnen?

b) Wird der Begriff in Rußland verwendet? Wie?

c) In Rußland spricht man viel von der Verehrung der Frauen. Wie paßt diese Frauenverehrung zum harten Arbeitsalltag und worin äußert sie sich?

d) Konnten Sie in Deutschland eine vergleichbare Form von Frauenverehrung festeilen?

e) Welche Unterschiede in der Mentalität zwischen Russen und Deutschen könnten Sie aus der Einstellung zur Frau ableiten?

f) Bis zu den 50er Jahren mußte eine Frau in Deutschland ihren Mann um Erlaubnis fragen, wenn sie arbeiten wollte. Welche Konsequenzen wird das wohl gehabt haben? Vergleichen Sie mit Rußland.

g) Welche Frauenthemen werden zur Zeit in Rußland diskutiert?

 

V. Helga Hirsch, eine deutsche Journalistin, vergleicht polnische mit deutschen Frauen. Fas­sen Sie den Text zusammen. Stimmen Sie mit ihr überein?

 

Helga Hirsch