Bachelor und Master auf dem Vormarsch

Studienstandort Deutschland

Der Studienstandort Deutschland ist in Bewegung. Die neuen Abschlüsse Bachelor und Master bieten einen schnellen Einstieg ins Berufsleben. Und an den Eliteuniversitäten wird zusätzlich Spitzenforschung gefördert.

 

An deutschen Hochschulen sind mehr als zwei Millionen Studierende eingeschrieben. Ungefähr jeder Zehnte kommt aus dem Ausland. Für Studierende aus Europa ist der Schritt nach Deutschland in den letzten Jahren immer einfacher geworden. 1999 hat Deutschland mit 31 weiteren europäischen Staaten den sogenannten „Bologna-Vertrag“ unterschrieben, der ein einheitliches europäisches Bildungssystem vorsieht.

Mit Bachelor und Master europaweit gerüstet

Das größte gemeinsame Ziel der mittlerweile 40 Länder, die sich am Bologna-Prozess beteiligen, sind die einheitlichen Studienabschlüsse Bachelor, Master und PhD. Die bisher in Deutschland gültigen Abschlüsse Diplom, Magister und Staatsexamen werden durch die neuen Abschlüsse ersetzt.

Dadurch sind viele neue Studiengänge entstanden, die auch für ausländische Studierende interessant sind oder die sogar speziell auf sie zugeschnitten sind, wie etwa der älteste Masterstudiengang an der TU Dortmund, „SPRING“ (Spatial Planning for Regions in Growing Economies), der sich mit Raumplanungskonzepten weltweit beschäftigt.

Vielfalt kostet

Die deutsche Hochschullandschaft ist vielfältig. Über 400 Hochschulen stehen zur Auswahl. Seit dem Wintersemester 2006/2007 werden in einigen Bundesländern auch an staatlichen Hochschulen Studiengebühren bis zu 500 Euro pro Semester erhoben. Das ist immer noch weniger, als üblicherweise in den USA, England oder Frankreich verlangt wird. Unter Studierenden und Politikern sind die Gebühren in Deutschland allerdings umstritten.

Neben den wissenschaftlich orientierten Universitäten mit ihrem breiten Fächerkanon gibt es die praxisorientierten Fachhochschulen und berufsbezogene Akademien. Darüber hinaus wird die Hochschullandschaft durch Musikhochschulen, Kunstakademien sowie Film- und Medienhochschulen bereichert.

Tradition und Moderne

Die älteste Universität ist die Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, die 1386 gegründet wurde. Historisch von Bedeutung ist auch die heutige Humboldt-Universität in Berlin. Sie nahm 1810 als „Berliner Universität“ ihren Betrieb auf. Gegründet wurde sie von dem Gelehrten und Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt. Hier verwirklichte er erstmals seine Idee der „Einheit von Forschung und Lehre“. Professoren sollten ihr Wissen nicht nur weitergeben, sondern auch forschen, um ihre Lehre immer auf dem neusten Stand zu halten. Bis heute wird an den Universitäten sowohl Grundlagenforschung als auch angewandte Forschung betrieben.

Seit die Abschlüsse Bachelor und Master eingeführt wurden, suchen die Universitäten darüber hinaus auch den Praxisbezug, um ihren Studierenden einen bestmöglichen Start ins Berufsleben zu ermöglichen.

Elite Made in Germany

Seit die Bundesregierung 2005/2006 die sogenannte „Exzellenzinitiative“ gestartet hat, ist Bewegung in die deutsche Hochschullandschaft gekommen. Die Exzellenzinitiative fördert den Wettbewerb der Hochschulen, um Spitzenforschung voranzutreiben und die Qualität der Hochschulen anzuheben. Neun Universitäten (TU München, LMU München, RWTH Aachen, FU Berlin sowie die Universitäten Konstanz, Heidelberg, Göttingen, Karlsruhe und Freiburg) wurden bisher zu Eliteuniversitäten gekürt, weil sie mit ihren innovativen Ideen und interdisziplinären Projekten überzeugt haben. Sie erhielten nicht nur den Titel, sondern auch entsprechende Fördergelder für die akademische Spitzenforschung und -lehre. In bestimmten Teilbereichen werden darüber hinaus auch andere Universitäten durch die Exzellenzinitiative gefördert. Gerade für ausländische Studierende ist dieser Wettbewerb interessant, denn es werden immer mehr internationale Studiengänge in englischer Sprache angeboten.

Darüber hinaus arbeiten deutsche Hochschulen in vielen Disziplinen mit Partneruniversitäten weltweit zusammen, so dass die Studierenden für den globalen Markt bestens ausgerüstet werden. Wirtschaftswissenschaften und Maschinenbau gehören zu den beliebtesten Fächern ausländischer Studierender in Deutschland.

 

Datum: 25.10.2010

Quelle: http://www.dw.de/dw/article/0,,5847595,00.html

 

Lexik

zusätzlich – extra, darüber hinaus

-e Spitzenforschung – herausragende, Forschung; Forschung auf dem höchsten Niveau

eingeschrieben sein – immatrikuliert sein, als Studierender an einer deutschen Hochschule verzeichnet sein

PhD – Doctor of Philosophy, Doktorgrad

ersetzen – austauschen

auf jemanden zugeschnitten sein – für jemanden etwas passend machen

vielfältig – verschiedenartig, vielseitig

üblicherweise – gewöhnlich

verlangen – fordern

-e Gebühr – Summe, die für eine bestimmte Dienstleistung verlangt wird (сбор)

umstritten sein – zu einer Frage gibt es keine einheitliche Meinung

verwirklichen – realisieren; etwas tun, was man sich vorgenommen hat

fördern – jemanden/etwas z. Bsp. finanziell unterstützen

überzeugen – überreden, umstimmen

ausgerüstet sein – ausgestattet sein, vorbereitet sein

 

 

Bachelor und Master auf dem Vormarsch

Schneller, straffer, strukturierter. Auch Deutschland stellt sein Studiensystem auf die international anerkannten Abschlüsse Bachelor und Master um. Damit werden Diplom und Magister abgelöst.

 

Deutschland hat 1999 den Vertrag für die „Bologna-Reform“ unterschrieben. Darin verpflichten sich 45 europäische Nationen, einen einheitlichen Bildungsraum zu schaffen. Das bedeutet, dass all diese Länder spätestens bis zum Jahr 2020 ihre Studienabschlüsse auf Bachelor und Master umstellen wollen.

 

Schneller im Berufsleben

Der Vorteil liegt darin, dass Studenten bereits nach dem Bachelorabschluss in einen Beruf einsteigen können. Außerdem soll die Mobilität gefördert werden, denn der Wechsel von einer Hochschule zur anderen ist leichter geworden. Die Abschlüsse sind international vergleichbar. Absolventen deutscher Hochschulen haben somit auf dem internationalen Markt bessere Chancen. Und ausländische Studierende kommen eher nach Deutschland, wenn die hier erworbenen Abschlüsse in ihrem Heimatland problemlos anerkannt werden.

 

Diplom und Magister adé

Mit dem Bachelor und dem Master werden die traditionellen Studienabschlüsse in Deutschland, das Diplom (für die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer) und der Magister (in den sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern) abgeschafft. Künftige Lehrer, Juristen, Mediziner und Pharmazeuten müssen nach wie vor in den meisten Bundesländern eine staatliche Prüfung, das sogenannte Staatsexamen, ablegen. Auf lange Sicht sollen aber auch hier flächendeckend die Studienabschlüsse Bachelor und Master eingeführt werden. Nach wie vor ist eine Promotion, also das Erlangen der Doktorwürde, nur an einer Universität möglich und setzt einen sehr guten Masterabschluss voraus.