In der Kürze liegt die Würze

Bisher belief sich die Regelstudienzeit in den Diplom- und Magisterstudiengängen auf mindestens acht Semester, in vielen Fächern jedoch dauert das Studium de facto länger, weil alle Anforderungen in dieser Zeit nicht zu erbringen sind. Der Bachelor kann in Deutschland bereits nach sechs Semestern, also nach drei Jahren erreicht werden. Ein Masterstudiengang erfordert weitere zwei Jahre Studium.

Die Bachelor- und Master-Studiengänge sind modular aufgebaut. Das Studium ist verschulter, und statt der großen Prüfungen nach dem bisherigen „Grundstudium“ und zum Studienabschluss gibt es Prüfungen nach jedem Semester. Die Studierenden sammeln „Credit Points“, um sich für den jeweiligen Studienabschluss zu qualifizieren. Bisher führen in Deutschland bereits über 80 Prozent der Studiengänge zum Bachelor oder Master.

 

Viele neue Studiengänge

Während man sich für das Diplom auf ein Fachgebiet konzentrierte, konnte man bei einem Magisterstudium bis zu drei Fächer kombinieren. Im Zuge der Bologna-Reform bieten die Universitäten bereits bestimmte Fächerkombinationen als eigenständigen Studiengang an. Dadurch ist eine Vielzahl neuer Studiengänge entstanden, die zunehmend auf Englisch unterrichtet werden, darunter auch sogenannte „Doppelabschlussstudiengänge“, die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst gefördert werden. Diese Studiengänge werden zum Teil in Deutschland und zum Teil an einer Partnerhochschule im Ausland absolviert. Es handelt sich dabei um bestimmte Fächerkombinationen, die es den Studierenden ermöglichen, in beiden Ländern beruflich Fuß zu fassen.

 

Doppelt hält besser

Die meisten Doppelstudiengänge gibt es mit europäischen Partneruniversitäten, denn in Europa sind viele Grenzen gefallen, und die Menschen werden auf dem Arbeitsmarkt mobiler. Die deutschen Universitäten wollen ihre Studierenden auf die weltweiten Märkte vorbereiten. Doppelstudiengänge entwickeln sich zunehmend auch mit außereuropäischen Ländern. So etwa der Studiengang „Joint Master of International Economic Law“, bei dem die Martin-Luther-Universität Halle mit Universitäten in China zusammenarbeitet.

 

Schneller, straffer, strukturierter – besser?

Die Umstellung der Studienabschlüsse auf Bachelor und Master hat in Deutschland nicht nur Zustimmung erfahren. Einige Hürden sind noch zu bewältigen: Das Studium ist sehr kompakt und straff strukturiert, viele Studierende haben das Gefühl, dass in kurzer Zeit sehr viel Lernstoff behandelt wird. Da bleibt kaum Zeit, nebenbei zu arbeiten – ein Problem gerade angesichts der in vielen Bundesländern erhobenen Studiengebühren. Das Masterstudium schließt sich nicht automatisch dem Bachelorstudium an. Die Studierenden werden je nach Qualifikation für ein Masterstudium zugelassen oder auch nicht. Und: Oft lassen die neuen Studiengänge keinen Raum für Praxis- oder Auslandssemester. Dabei sollten doch die neuen Abschlüsse den Weg ins Ausland eigentlich einfacher machen …

 

Datum: 25.10.2010

Quelle: http://www.dw.de/bachelor-und-master-auf-dem-vormarsch/a-5848258

Lexik

sich verpflichten – sich auf etwas festlegen, etwas zusagen oder versprechen, etwas zu tun

vergleichbar – zwei Dinge kann man miteinander vergleichen

-r Studienabschluss – Titel, den man nach Beendigung einer Hochschule erhält

abschaffen – beseitigen, außer Kraft setzen

nach wie vor – so wie früher

flächendeckend – hier: bundesweit

sich belaufen – dauern, betragen

verschult – wie in der Schule

entstehen – etwas bilden, schaffen

-e Zustimmung – Befürwortung

-e Hürde – Hindernis

bewältigen – mit etwas zurechtkommen müssen, lösen