Bachelor und Master gehen nicht immer

Kein Zahnarzt ohne Staatsexamen

Die Umstellung auf die neuen Abschlüsse geht voran. Erstmals gab es mehr Bachelor-Titel als traditionelle Diplom- oder Magister-Abschlüsse. Doch einige Fächer wie Jura und Medizin bleiben bewusst bei ihrem alten System.

 

Zura fängt von vorne an. Bereits zum zweiten Mal studiert er Jura. Sein erstes Rechtswissenschaftsstudium hat er in Georgien abgeschlossen. "Ich möchte gerne in einer europäischen Organisation arbeiten, aber mein georgisches Diplom wird in der EU nicht anerkannt. Deswegen habe ich beschlossen, in Deutschland noch einmal Jura zu studieren."

Zura Karaulashivili ist 24 Jahre alt und jetzt zum zweiten Mal im fünften Semester. Das störe ihn aber überhaupt nicht, sagt er: "Das ist doch logisch, dass ich komplett von vorne anfangen muss. Jedes Land hat ja ein eigenes Rechtssystem."

"Mehr als Bachelor und weniger als Master"

Da jedes Land auch seine eigene Rechtswissenschaft hat, ist ein vergleichbarer Abschluss, wie ihn der Bologna Prozess vorsieht, schwierig. In Deutschland ist das Jura-Studium streng durchnormiert. Wer später als Anwalt oder Richter arbeiten will, muss das sogenannte 2. Staatsexamen bestehen. In den ersten Semestern lernen Studierende sämtliche juristische Grundlagen, anschließend wählen sie einen Schwerpunkt. Dann verschwinden sie für zwei Semester in den Bibliotheken und wiederholen im sogenannten Repetitorium alles, was sie bisher gelernt haben. Nach vier bis fünf Jahren müssen sie dann einen Prüfungsmarathon bestehen und schließen zunächst mit dem Ersten Staatsexamen ab.

In der Bibliothek: Büffeln für den Prüfungsmarathon

Zura, der ehrenamtlich in der Studentischen Beratung arbeitet und dort auch häufiger mit Erasmus-Studenten zu tun hat, erklärt das so: "Das erste Staatsexamen ist mehr als ein Bachelor, aber weniger als ein Master." Früher gab es neben dem Staatsexamen auch Diplom- oder Magister-Studenten in anderen Studienrichtungen, beides ebenfalls deutsche Studienabschlüsse, die nun aber durch Bachelor und Master abgelöst werden.

Das sogenannte Bologna-System soll Studienabschlüsse EU-weit vergleichbar machen und den Austausch von Studierenden angeblich erleichtern. Die Juristen müssen die umstrittenen Studienreformen bislang nicht mit machen. "Zum Glück", sagt Professor Bernd Heinrich. Er ist Dekan an der juristischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität und entschiedener Gegner von BA- und MA-Abschlüssen, insbesondere in der Rechtswissenschaft. "Recht ist trotz der EU immer noch zu 90 Prozent nationales Recht. Ein Austausch innerhalb von Europa passt für Juristen einfach nicht."