Die analytischen Formen im deutschen Sprachbau

Eine Schwierigkeit bei der morphologischen Analyse bilden die sogenannten analytischen Formen, d. h. Verbindungen von zwei oder mehreren Wörtern, die eine grammatische Charakteristik eines von diesen Wörtern zum Ziele haben. Diese Formen gehören zugleich zur Syntax (in formaler Hinsicht) und zur Morphologie, da die Konstruktion habe gemach im Satz habe es schon gemacht, nur in ihre Einheit eine grammatische und lexikalische Bedeutung aufweist. Die Form habe besitzt in dieser Verbindung keine eigene Bedeutung, so wie die Form gemacht. Erst wenn man gemacht und habe auf einander bezieht, gibt es einen Sinn, die Vergangenheit von Verb machen.

Das formbildende Morphem habe besteht Hierselbst aus einem Grundmorphem hab und einem formbildenden Morphem e und drückt formal Person, Zeit und Modus aus. Das Wort habe spielt hier die Rolle eines analytischen Hilfsmorphems. Dasselbe tritt auch die Verben sein und werden bei der Bildung des Futurums oder Passivs zu.

Man unterscheidet die morphologisch-analytischen Konstruktionen, in welchen das Hilfswort als eine besondere von Morphem erscheint, von syntaktisch-analytischen Konstruktionen, in welchen das Hilfswort an und für sich grammatisch klar charakterisiert ist und dem Morphem nicht gleichgestellt werden darf.

Zu den syntaktisch-analytischen Konstruktionen gehören Z.B. die Präpositionalsgruppen. Jede Präposition trägt ihren grammatischen Wert in sich, bezeichnet selbst ihre grammatische Funktion. Die meisten Präpositionen sind polysemantisch, aber sie geben sich immer als Präpositionen kund, Z.B. an dem sonnigen Morgen. Hier braucht man nicht aufs Substantiv zu warten, um das Wort an als Präposition zu bestimmen. Eben deswegen sind sie Wörter. Sie sind die Hilfswörter und keine Hilfsmorpheme. Ähnlich, obwohl etwas komplizierter ist das Wesen des Artikels als eines Bestandteils der analytischen Konstruktion. Einige Sprachforscher betrachten den Artikel als ein Hilfsmorphem.

W.G. Admoni stimmt aber ihnen nicht zu. In der allgemeinen grammatischen abstrahierenden Bedeutungsgehalten des Artikels wird nicht durch die Berührung mit dem Substantiv auf das er bezogen ist, selbst endgültig geklärt, sondern durch gesamten Kontext. Der bestimmte Artikel kann sowohl generalisierend, als auch individualisierend sein. Aber die Verbindung im Substantiv behebt diese Ungewissheit in der Deutung des bestimmten Artikels noch nicht. Z.B. der Mensch kann individualisierend oder generalisierend auftreten.

W.G. Admoni kommt zum Schluss, dass die analytischen Konstruktionen in der Gruppe des Substantivs syntaktisch-analytisch sind, während die analytischen Konstruktionen in der Gruppe des Verbs morphologisch-analytisch sind.

13. Das Problem der „Redeteile“.

Was das Wesen Zahl der Wortarten in der Fachliteratur angeht, so besteht hier keine einheitliche Meinungen und diese Frage bleibt auf weiterhin problematisch. Selbst der Terminus „Redeteile“ ist auf Grund der Dichotomie von Sprache und Rede unkorrekt geworden, den die Wörter in erster Linie zur Sprache gehören und sind daher Einheiten der Sprache, deshalb nennt man sie in den neuen Grammatiken Wortarten oder Wortklassen. Die älteren Grammatiken führen die traditionellen 10 Wortklassen vor.

J. Erben—nur 5 Wortarten, W.G. Admoni—13 Wortarten, Glinz—6 Grundklassen, O.I Moskalskaja—14, H. Buscha—15.

Das zeigt davon, dass die grammatische Einordnung und Klassifizierung der Wörter in jeder Sprache zu den schwierigsten Aufgaben der Sprachwissenschaft gehört. Die Vielzahl von Klassifikationen erklärt sich dadurch, dass sie auf verschiedenen Kriterien basieren, weil es unmöglich ist, eine Klassifizierung aufgrund eines einheitlichen Kriterien durchzuführen. Im traditionellen Klassifizierungssystem werden eben mehrere Seiten und Eigenschaften der Wörter berücksichtigt.