Text 21. WARENPRODUKTION. WARE. GEBRAUCHSWERT. WERT

Den Begriff ,,Warenproduktion“ finden wir oft im Wirtschaftsteil der Zeitungen. Was steht aber hinter diesem Wort? Warenproduktion im politökonomischen Sinne bedeutet: die gesellschaftliche Produktion ist so gestaltet, dass die Arbeitsprodukte der Menschen bei den gegenseitigen Beziehungen der Produzenten und im gesamten gesellschaftlichen Reproduktionsprozess als Waren ausgetauscht werden. Das wiederum ist es möglich, wenn gesellschaftliche Arbeitsteilung und Privateigentum an den Produktionsmitteln existiert. Die Warenproduktion ist also an historische Existenzbedingungen angeknüpft. Diese sind in allen Gesellschaftsordnungen, von der Sklaverei bis zu den gegenwärtigen Gesellschaften, vorhanden.

Unter welchen Bedingungen entstand die Warenproduktion? Nachdem die Urgemeinschaft zerfallen war, bildete sich die einfache Warenproduktion heraus. In der Gesellschaft kam es zu einer Arbeitsteilung, und Produktionsmittel wurden Privatbesitz. Die Produktivkräfte (darunter verstehen wir die Gesamtheit der subjektiven und gegenständlichen Faktoren des Produktionsprozesses, die Fähigkeiten der Menschen, ihre Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände) hatten eine solche Ebene erreicht, dass die Menschen erstmals in ihrer Geschichte mehr Produkte herstellen konnten, als sie zu ihrer Reproduktion – zur Erhaltung ihres Lebens brauchten.

Die Menschen produzierten nicht nur das notwendige Produkt, sondern auch ein Mehrprodukt (das Mehrprodukt ermöglicht dem Produzenten, seine Produktionsmittel zu vergrößern und immer mehr Produkte herzustellen). Es wurde zum Ausgangspunkt für den Übergang in höhere Gesellschaftsformationen. Mit der Zeit wird ein Warenaustauschfür den Produzenten lebensnotwendig, das führt zur Ausdehnung des Marktes. Die Produktion auf immer höherer Ebene führt schließlich über einen historisch sehr langen Zeitraum zur ge­genwärtigen Produktionsweise.

Eine Wareist ein Produkt menschlicher Arbeit, das menschliche Bedürfnisse befriedigt und für den Austausch hergestellt wird. Um menschliche Wünsche besser zu verwirklichen, muss das Warensortiment ständig wachsen. Heute werden Hunderte mehr Waren als vor zehn und zwanzig Jahren benötigt. Es werden z. B. ein umfangreicheres Lebens- und Genussmittelsortiment verbraucht, mehr technische Konsumgüter benutzt, öfter Möbel gekauft usw. Demnach wächst auch die Warenproduktion auf bestimmten Gebieten besonders schnell. Der Warenaustausch zwischen den Produzenten bzw. den Produzenten und Konsumenten wird über den Verkauf und Kauf der Waren gestaltet, damit diese in die individuelle und produktive Konsumtion kommen.

Wie wird der Wert der Ware bestimmt? Zuerst müssen wir feststellen, dass eine Ware nicht nur einen Wert besitzt, sondern auch einen Gebrauchswert. Als Gebrauchswert ist sie ein nützlicher Gegenstand (z. B. Brot, Hose oder Werkzeugmaschine) und befriedigt menschliche Bedürfnisse. Als Wert bedeutet sie die gesellschaftliche Arbeit des Warenproduzenten. Dieser Doppelcharakter der Ware entspricht dem Doppelcharakter der Arbeit: zum einen stellt die Arbeit Gebrauchswerte wie Brot, Hose oder Werkzeugmaschinen her und wird als konkrete Arbeit bezeichnet, zum anderen macht sie Wert und heißt somit abstrakte Arbeit. Gerade von der abstrakten Arbeit, genauer von der in ihr enthaltenen Arbeitszeit, wird der Werteiner Ware bestimmt.

 

Fragen zum Text:

1. Was steht aber hinter dem Begriff ,,Warenproduktion“?

2. Unter welchen Bedingungen entstand die Warenproduktion?

3. Wozu produziert man das Mehrprodukt?

4. Was ist eine Ware?

5. Worin besteht der Doppelcharakter der Ware?

 

 

Text 22. PREISPOLITIK

Im Rahmen der Preispolitik werden die Verkaufspreise eines Produktes oder einer Dienstleistung ebenso festgelegt wie mögli­che Preisunter- und -obergrenzen, Preisnachlässe oder Son­derangebote.

Der Preis für ein Gut kann auf der Grundlage der Kostenrech­nung der Unternehmung und der Ergebnisse der Marktforschung festgelegt werden.

Eine Preisobergrenze ergibt sich in Abhängigkeit der Konkur­renzpreise sowie der Höhe des Preises, die ein potenzieller Kunde maximal zu zahlen bereit ist. Die Preisuntergrenze ist so an­zusetzen, dass die Preise die anfallenden Kosten langfristig decken und einen Gewinn erwirtschaften (siehe Deckungsbeitragsrech­nung). Die Preisuntergrenze darf kurzfristig unterschritten werden, wenn das Produkt auf den Markt eingeführt oder ein neuer Markt erschlossen wird. Für zeitlich begrenzte Sonderaktionen, zum Beispiel Jubiläumsangebote, und zum Ausgleich konjunktureller Schwankungen darf ebenfalls eine kurzfristige Unterschreitung erfolgen. Der Einsatz dieser preispolitischen Maßnahme muss aber sorgfältig abgewogen sein.

Es gibt verschiedene Anlässe, den Preis eines Gutes fest­zusetzen. Der Preis muss bestimmt werden, wenn ein Produkt zum ersten Mal angeboten wird, und er muss jedes Mal überdacht wer­den, wenn ein neuer Markt erschlossen wird. Veränderungen auf dem Markt, beispielsweise initiiert durch Preisänderungen der Konkurrenz oder Veränderungen des Nachfrageverhaltens, sind ebenfalls Anlässe, zu denen ein Produktpreis angepasst werden muss. Und nicht zuletzt muss die Veränderung der Kostenstruktur einer Unternehmung, veranlasst durch veränderte Rohstoffkosten oder gestiegene Personalkosten, in die Preispolitik der Unterneh­mung eingehen.

Die kostenorientierte Preisfindung erfolgt auf der Basis der ein­deutigen Daten aus der Kostenrechnung. Der Preis errechnet sich aus den Herstellungskosten, ergänzt um die Gemeinkosten von Vertrieb und Verwaltung sowie einen Gewinnzuschlag.

 

Fragen zum Text:

1. Wie wird der Preis für ein Gut festgelegt?

2. Wovon hängen Preisunter- und -obergrenzen ab?

3. Wie muss der Preis bestimmt werden?

4. Worauf erfolgt die kostenorientierte Preisfindung?