Fachkräfte für Australien gesucht

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Australien hat ein Problem: Die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosenrate ist niedrig, aber es fehlt an Arbeitskräften. Deshalb startet die Regierung jetzt eine Kampagne zur Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland.

 

Zum ersten Mal seit fast einem halben Jahrhundert will Australien Einwanderer anwerben - allerdings nur gut ausgebildete Spezialisten. Gesucht werden vor allem Ärzte, Krankenschwestern, Handwerker und Facharbeiter wie Elektriker, Köche und Friseure.

 

Die australische Regierung, Arbeitgeberverbände und interessierte Unternehmen wollen 20.000 Fachkräfte direkt in ihren Heimatländern anwerben - per groß aufgemachter Zeitungsanzeige und Messen. Die Werbeaktion soll im September in London beginnen.

 

Australien gleicht schon seit Jahren seine niedrige Geburtenrate mit einer gezielten Einwanderungspolitik aus. Dieses Jahr sollen über 130.000 Einwanderer nach Australien kommen. Sie werden nach einemausgeklügeltenPunktesystem ausgewählt: Die besten Chancen haben junge, gesunde Bewerber mit mehrjähriger Berufserfahrung und guten Englischkenntnissen.

 

Die australische Wirtschaft wächst seit 14 Jahren ununterbrochen. Die offizielle Arbeitslosenrate liegt bei knapp fünf Prozent, der niedrigste Stand seit 28 Jahren. "Die Australier haben vor 20 Jahren ähnliche Probleme in ihrer ganzen Struktur, Administration, Arbeitsgesetzgebung gehabt, wie wir das zur Zeit in Europa haben", sagt Klaus Volker Schuurman von der Deutsch-Australischen Handelskammerin Sydney. "Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht. Jetzt schlägtes positiv zu Buche, dass Australien eine recht arbeitgeberfreundliche Gesetzgebung hat. Man ist viel flexibler als in Deutschland oder anderen Ländern Europas."

 

Viele in Europa selbstverständliche Sozialleistungen, wie bezahlter Urlaub, Lohnfortzahlung bei Krankheitstagen oder die Bezahlung von Überstunden, müssen in Australien von jedem einzelnen Arbeitnehmer mit seinem Arbeitgeber ausgehandelt werden. Und in mehr als 90 Prozent der australischen Unternehmen gibt es keinen Kündigungsschutz.

 

Viele der im Ausland neu angeworbenen Fachkräfte sollen in ländlichen Regionen oder im Outbackarbeiten unter Bedingungen, die für viele Bewerber nicht verlockend sind. Dennoch bleibt das Land auch weiterhin für junge, abenteuerlustige Fachkräfte sehr attraktiv. Wer es mindestens zwei Jahre an seinem neuen Arbeitsplatz in Australien aushält, kann sich Hoffnungen auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung machen.

 

 

GLOSSAR:

 

Arbeitslosenrate, die –die Anzahl der Arbeitslosen (in Prozent) in der ansässigen Bevölkerung

 

Einwanderer anwerben – Menschen aus fremden Ländern gezielt davon zu überzeugen, ihr Land für ein anderes zu verlassen und dauerhaft dort zu bleiben

 

per Zeitungsanzeige und Messen – mit Hilfe von Zeitungsanzeigen und Messen.

 

ausgeklügelt –raffiniert, sorgfältig ausgedacht, ausgefeilt

 

ununterbrochen – ohne Unterbrechung

 

Handelskammer, die –eine Organisation, die sich für die Interessen von Unternehmern einsetzt

 

seine Hausaufgaben machen – das Notwendige tun, den eigenen Beitrag zu einer Sache leisten

 

zu Buche schlagen –sich auswirken, ins Gewicht fallen

 

Lohnfortzahlung bei Krankheitstagen –das Gehalt wird auch für die Zeit weitergezahlt, in der der Arbeitnehmer vom Arzt krankgeschrieben ist

 

Überstunde, die – die Stunden, in denen man zusätzlich zur normalen Arbeitszeit arbeitet

 

Kündigungsschutz, der – eine Frist und ein Katalog von Kriterien, die den Arbeitnehmer davor bewahrt, von einem Tag auf den anderen entlassen zu werden.

 

Outback, das –knapp drei Viertel der Fläche Australiens, die fernab der Zivilisation liegt, z.B. Wüsten.

 

verlockend – attraktiv, viel versprechend

 

Aufenthaltsgenehmigung, die – die vom Innenministerium erteilte Erlaubnis an einen Ausländer, eine befristete oder unbefristete Zeit in dem Land verbringen zu dürfen.

 


 

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Flucht vor der Armut

Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: In den Lagern in Ceuta und Melilla hoffen Afrikaner auf Europa

 

Viele Afrikaner versuchen jedes Jahr, in Europa ein neues Leben zu beginnen. Der Ansturm auf Ceuta und Melilla war nur ein Beispiel dafür. Die Afrikanische Union sucht nun mit der EU nach einer gemeinsamen Strategie.

Die meisten Flüchtlinge, die in den vergangenen Tagen die Sperrzäune in den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla überrannt haben, hat die Armut aus ihrer Heimat vertrieben. Tausende von Afrikanern vertrauen sich Schleusernan, die sie in oftuntauglichenBooten Richtung Europa bringen sollen. Die meisten von ihnen kennen dabei Europa nur aus dem Fernsehen oder aus Erzählungen. Ihre Vorstellungen sind oft wenig realistisch - Europa ist für sie ein Kontinent mit Zukunft, wo es genügend Arbeit für alle gibt.

Es gebe viele Gründe dafür, dass sich der Flüchtlingsdruck verstärke, sagt Jean-Philipe Chauzy von der Internationalen Organisation für Migration. "Die Ungleichheiten zwischen den Ländern im Süden und im Norden spielen eine Rolle." In den Herkunftsländern herrsche eine wirtschaftliche Perspektivlosigkeit.

 

Jean Philipe Chauzy bedauert, dass bisher keine langfristige Lösung gefunden wurde. "Leider wird die Frage der Migration auf der europäischen Ebene nur mit der Diskussion über die Grenzkontrollen behandelt", sagt er. Es gebe aber auch andere Möglichkeiten die illegale Einwanderung zu bremsen. Als Beispiel nennt er die bilateralenEntwicklungsprogramme der 1990er Jahre. Damals hat man in Ländern des Südens investiert, um dort Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen und damit Migrationswilligen eine Perspektive zu bieten.

 

Der Migrations-Experte schlägt ein weiteres "sicheres Mittel" vor, um illegaler Einwanderung vorzubeugen: Es müsse in den Zielländernspezielle Programme für Migranten geben. "Dann könnten die Menschen mit entsprechenden Kompetenzen ganz legal in der Wirtschaft der nördlichen Länder eingesetzt werden", sagt Chauzy.

 

Für Afrika ist der massenhafte Exodus eine Katastrophe. "Vor allem afrikanische Akademiker, die zur Entwicklung des Kontinents beitragen könnten, können sehr leicht nach Europa einwandern", bedauert Adam Thiam, Pressesprecher der Afrikanischen Union. Auch er machtdie "schwache politische und wirtschaftliche Entwicklung in Afrika" für die zunehmende Auswanderung verantwortlich. Deshalb könne das Problem der Migration nicht losgelöst von der Armut behandelt werden.

 

Die Afrikanische Union will deshalb den schon bestehenden politischen Kontakt mit der Europäischen Union in den kommenden Monaten auf die Migrations-Debatte ausweiten.

 

 

GLOSSAR:

 

jemanden vertreiben – jemanden zwingen, wegzugehen

 

Schleuser, der – jemand, der einen Menschen gegen Bezahlung illegal in ein anderes Land bringt

 

untauglich – nicht geeignet

 

der Flüchtlingsdruck verstärkt sich– der Flüchtlingsdruck nimmt zu

 

Migration, die – die Abwanderung von Menschen in ein anderes Land

 

eine Rolle spielen – wichtig sein

 

eine langfristige Lösung – eine Lösung für einen langen Zeitraum

 

bilateral – zwischen zwei Ländern

 

Migrationswillige, der – jemand, der bereit ist / der plant, in ein anderes Land zu gehen

 

einer Sache (hier: illegaler Einwanderung) vorbeugen – Maßnahmen ergreifen, damit etwas nicht passiert

 

Zielland, das – das Land, in das die Migranten einwandern, in dem sie leben wollen

 

Menschen mit entsprechenden Kompetenzen – Menschen mit passenden Fähigkeiten

 

der massenhafte Exodus – der Wegzug sehr vieler Menschen aus ihren Ländern

 

jemanden / etwas für etwas verantwortlich machen – jemandem / etwas die Schuld an etwas geben

 

Migrations-Debatte, die – die (öffentliche) Diskussion über das Thema Migration


 

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Wie wird man Deutscher?

Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Einbürgerung: Deutschkenntnisse erforderlich, Rechtschreibung nicht