Nacktsamer und Bedecktsamer
Bäume kommen innerhalb der bedeutenden botanischen Abteilung der Nacktsamer (Gymnospermen) in Form der nadelblättrigen Nacktsamer (Coniferophytina) vor. Hier ist besonders die Unterklasse der Nadelbäume (Coniferae) aus der Klasse Pinatae zu nennen. Dominiert werden die Arten vor allem von der Ordnung Pinales mit den Familien Pinaceae (Fichten, Kiefern, Tannen, Douglasie, Lärchen, Goldlärche), Cupressaceae (Zypressen, Scheinzypressen, Thuja, Wacholder, der ebenfalls zu den Zypressengewächsen gehörenden Unterfamilie Taxodiaceae (Mammutbaum, Küstensequoie, Urweltmammutbaum, Sumpfzypresse) sowie den Familien Podocarpaceae (Podocarpus, Dacrydium), Araucariaceae (Araucarien, Agathis), Taxaceae (Eibe) und Cephalotaxaceae (Kopfeibe).
Viele Baumarten kommen aber auch innerhalb der Abteilung der Bedecktsamer (Angiospermen) vor. Die verschiedenen Unterklassen haben hier unterschiedliche Laubbaumtypen hervorgebracht. Zu den bedeutendsten zählen die Unterordnung Hamamelididae mit den Buchengewächsen (Fagaceae), zu denen neben den Buchen (Fagus spp.) auch die Eichen (Quercus spp.), und die Edelkastanie (Castanea sativa) gehören. Zur gleichen Unterordnung gehören die Birkengewächse (Betulaceae) mit den Birken und Erlen, sowie die Nussbäume (Juglandaceae), die Ulmen (Ulmaceae) und die Maulbeergewächse (Moraceae). Zur Unterklasse der Rosidae zählen die Obstgehölze aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) sowie die Leguminosen (Fabales) mit sehr zahlreichen, vor allem tropischen Arten. Neben der Gattung Dalbergia (Palisanderbäume) gehört auch die Gattung Robinia in diese Gruppe. Wirtschaftlich bedeutsam sind die Zedrachgewächse (Meliaceae) mit den Gattungen Enthandophragma (Mahagonibäume) und Cedrela sowie die der Unterklasse Dilleniidae zugehörige Familie der Dipterocarpaceae mit der Gattung Shorea (Meranti, Bangkirai).
Baumartige Lebensformen zeigen eine große Variationsbreite im Aufbau (Morphologie). Assoziiert wird mit dem Begriff Baum in der Regel der Aufbau aus Baumkrone, Baumstamm und Baumwurzeln. Bei den baumartigen Farnen und den meisten Palmen finden sich einfache Stämme, die keine Äste ausbilden, sondern schopfartig angeordnete, häufig gefiederte Blätter. Vor allem zeigen sie kein sekundäres Dickenwachstum und sind damit keine echten Bäume.
Bei den echten Bäumen wächst aus dem Spross des Keimpflänzchens durch Längen- und sekundäres Dickenwachstum der künftige Baumstamm heran. Entweder bildet sich der Spross an der Spitze durch die sich ständig erneuernde Gipfelknospe aufrecht weiter und wird zum geraden, bis zur höchsten Kronenspitze durchgehenden Baumstamm (Monopodium). Beispiele dafür sind die meisten Nadelgehölze, aber auch einige Laubgehölze wie Eichen. Bei den Nadelgehölzen bildet sich durch die horizontal ansetzenden Äste eine pyramidenförmige Krone. Diese wird schlanker, wenn sich auch die Äste steil am Stamm aufwärts richten (z. B. Pyramidenpappel). Die monopodiale Wuchsform wird durch die apikale Dominanz der Gipfelknospe verursacht. In der Knospe gebildete Wuchsstoffe (Auxine) unterdrücken die Aktivität der Seitenknospen. Bei der Eiche und anderen Baumarten lässt diese Dominanz des Haupttriebes mit dem Alter nach und es bildet sich eine typische, verzweigte Laubbaumkrone.
Bei anderen Gehölzen (z. B. Buche, Hainbuche) übernimmt eine subtermale Seitenknospe die Führung (Sympodium). Bei Bäumen entsteht so eine aufrechte „Scheinachse“ (Monochasium). Im späteren Verlauf lässt auch hier die Dominanz der führenden Knospe nach und aus weiteren Seitenknospen entwickeln sich stärkere Äste, die schließlich eine Krone formen. Dies geschieht aber meist früher als bei Bäumen mit monopodialem Wuchs. Sträucher sind durch das Fehlen der apikalen Dominanz gekennzeichnet. Zahlreiche Seitentriebe bilden eine weit verzweigte Wuchsform. Bei Gehölzen, die im Jahreszeitenklima wachsen, bildet sich an den Wuchsachsen während der Vegetationsperiode je ein Triebabschnitt (Jahrestrieb). Kommt es, wie bei der Eiche, während der Vegetationsperiode zu einem weiteren Austrieb, spricht man vom Johannistrieb (Prolepsis). Tropische Arten neigen zu mehrfachem Austrieb. Aus der Zahl der Jahrestriebe und dem Grad der Verzweigung lässt sich das Alter eines Astes ermitteln. Diese Altersbestimmung wird jedoch bei zahlreichen Arten (z. B. Fichte, Tanne) und regelmäßig bei älteren Bäumen durch die Ausbildung von sogenannten Proventivtrieben erschwert, die aus „schlafenden“ Knospen austreiben. Die regelmäßige Bildung von Proventivtrieben wird auch als Reiteration (sprich: Re-Iteration) bezeichnet. Diese Wiederholungstriebe dienen der Erneuerung der Krone und verschaffen Bäumen die Möglichkeit, alternde Äste zu ersetzen sowie auf Stress (Schneebruch, Insektenkalamitäten) zu reagieren.
2 Die Vorläufer der Bäume
Die Vorläufer der Bäume kennt man aus dem Karbon. Sie gehörten zu den Schachtelhalmgewächsen, den Bärlappgewächsen und den Farnen. Sie besaßen verholzte Stämme, die auch ein sekundäres Dickenwachstum aufwiesen. Fossile Gattungen sind beispielsweise Lepidodendron und Sigillaria. Die verdichteten Sedimente dieser Wälder bilden die Steinkohle.
Die weitere Evolution der Pflanzen brachten im Perm die Samenpflanzen hervor. Die Nacktsamer breiteten sich als erste Bäume rasch aus, erreichten wohl im Trias (vor etwa 200 Millionen Jahren) ihre größte Artenvielfalt, bis sie im Tertiär (vor ca. 60 Millionen Jahren) von den Angiospermen in ihrer Bedeutung abgelöst wurden.[2] Von den bekannten 220.000 Blütenpflanzen sind etwa 30.000 Holzarten, so dass etwa jede achte Blütenpflanze ein Baum oder Strauch ist. Die meisten Baumarten zählen zu den Bedecktsamern (Angiospermen). Die Gymnospermen (Nacktsamer) umfassen nur ungefähr 800 Arten, bedecken aber immerhin ein Drittel der Waldfläche der Erde.
Die globale Verteilung der Baumarten wurde vor allem durch die klimatischen Verhältnisse und durch die Kontinentalverschiebung geprägt. Während z.B. die Buchengewächse (Fagaceae) eine typische Familie der Nordhemisphäre sind, ist z.B. die Familie Podocarpaceae vorwiegend in der Südhemisphäre verbreitet. Die heutige natürliche Artenverteilung wurde stark von den quartären Eiszeiten beeinflusst. Das gleichzeitige Vordringen der skandinavischen und alpinen Gletschermassen Europas hat zu einer Verdrängung zahlreicher Spezies geführt und die im Vergleich zu Nordamerika auffällige Artenarmut in Zentraleuropa verursacht. So stehen etwa der einzigen in den montanen Regionen Mitteleuropas heimischen Fichtenart, der gemeinen Fichte (Picea abies), zahlreiche Fichtenarten auf dem nordamerikanischen Kontinent gegenüber.
3 Wachstum der Bäume
Wie bei allen Pflanzen unterliegen auch bei Bäumen der Stoffwechsel und das Wachstum sowohl endogenen (genetisch festgelegten) als auch äußeren Einflussfaktoren. Zu letzteren zählen vor allem die Standortverhältnisse, das Klima und die Konkurrenz mit anderen Organismen bzw. deren schädigende Wirkung. Während der Vegetationsperiode sorgen die Spitzenmeristeme und das Kambium für stetigen Längen- und Dickenzuwachs. Beginn und Ende der Vegetationsperiode sind je nach Baumart durch die Witterung und die Wasserverfügbarkeit bzw. durch die Tageslänge bestimmt. Das Wachstum wird dabei durch Phytohormone gesteuert und die Akkumulation von Biomasse gezielt optimiert. Bäume sind so in der Lage, sich an ändernde Wuchsbedingungen anzupassen und gerichtet Festigungs-, Leit-, Speicher- oder Assimilationsgewebe anzulegen. Die Produktion neuer Gewebe mit dem sekundären Dickenwachstum und die Anlage neuer Jahrestriebe bewirkt, dass sich ein Baum ständig von innen nach außen erneuert. Der amerikanische Baumbiologe Alex Shigo hat daraus das Konzept der Kompartimentierung entwickelt, das den Baum als ein Ensemble zusammenwirkender Kompartimente sieht. Auf Verletzungen reagiert der Baum, anders als Tiere und Menschen, durch Abschottungsreaktionen und Aufgabe der eingekapselten Kompartimente (CODIT-Modell). Durch adaptives Wachstum optimiert er zudem seine Gestalt. Computermodellierungen des Karlsruher Physikers und Biomechanikers Claus Mattheck konnten zeigen, dass Bäume durch adaptives Wachstum eine mechanisch optimale Gestalt anstreben und z. B. Kerbspannungen in Verzweigungen vermeiden, so dass die Gefahr von Brüchen minimiert wird. Diese Erkenntnisse haben zu Optimierungen u. a. im Maschinenbau geführt.
Wasserleitung
Der Wassertransport wird in den Nadelgehölzen durch die Tracheiden, in den Laubbäumen durch die effektiveren Gefäße (Poren) bewerkstelligt. Letztere sind bei den Laubbäumen entweder zerstreut (z. B. bei Buche, Ahorn, Pappel) oder ringförmig (z. B. bei Eiche, Ulme, Esche) im Jahrring angeordnet. Eine Eichenpore mit 400 µm Durchmesser kann 160.000-mal mehr Wasser als eine Nadelholztracheide mit 20 µm Durchmesser im gleichen Zeitraum transportieren. Nach überwiegend vertretener Lehre funktioniert der Wassertransport der Bäume durch Saugspannungen in den Leitgeweben infolge Verdunstung an den Stomata der Blätter (Kohäsionstheorie). Dabei müssen Baumhöhen bis über 100 Metern überwunden werden können, was nach dieser Theorie nur mit enormen Drücken möglich ist. Kritiker dieser Lehre behaupten, dass schon bei wesentlich geringeren Höhen die Saugspannung zum Abriss des Wasserfadens in den Kapillaren führen müsste. Gesichert gilt allerdings, dass im Frühjahr Zucker in den Speicherzellen mobilisiert werden und durch den aufgebauten osmotischen Druck Wasser aus den Wurzeln nachfließt. Dabei werden im Bodenwasser gelöste Nährsalze (vor allem K, Ca, Mg, Fe) vom Baum aufgenommen. Erst nach Ausdifferenzierung der Blätter werden die in der Krone erzeugten Assimilate über den Bast stammabwärts transportiert und stehen für das Dickenwachstum zur Verfügung. Eine Ausnahme bilden die ringporigen Laubbäume, bei denen die ersten Frühholzporen aus den im Vorjahr gebildeten Reservestoffen bebildet werden.
Ouml;kologie im Wald
Dort wo Bäume ausreichend Licht, Wärme und Wasser vorfinden, bilden sie Wälder. Im Jahr 2000 waren 30 % der Festlandmasse der Erde bewaldet. Pro Hektar binden Waldbäume zwischen 60 und 2000 t organisches Material und sind damit die größten Biomassespeicher der Kontinente. Die Gesamtmenge der 2005 weltweit in den Wäldern akkumulierten Holzmasse betrug 422 Gigatonnen. Da etwa die Hälfte der Holzsubstanz aus Kohlenstoff besteht, sind Wälder nach den Ozeanen die größten Kohlenstoffsenken der Biosphäre und damit für die CO2-Bilanz der Atmosphäre bedeutsam.
Die mit der Bestandsbildung von Bäumen einhergehende Konkurrenz um Ressourcen führt zu einer Anpassung des Habitus gegenüber den freistehenden Exemplaren (Solitäre). Natürlicher Astabwurf innerhalb der Schattenkrone sowie Verlagerung der Assimilation in die Lichtkrone sind Optimierungsreaktionen der Bäume, die zu einem hohen, schlanken Wuchs mit kleinen Kronen und oft zu hallenartigen Beständen führen (z.B. Buchen-Altbestände).
Die heutige Ausbreitung und Artenzusammensetzung der Wälder steht stark unter dem Einfluss der wirtschaftlichen Tätigkeit des Menschen. Der Übergang von der Jäger- und Sammlerkultur zum Ackerbau ging in den dicht besiedelten Regionen mit der Zurückdrängung der Wälder einher. Nützlich waren Bäume den Menschen zunächst vorwiegend als Brennholz (Niederwaldwirtschaft). Im Laufe der Entwicklung wurde die Gewinnung von Nutzholz aus Hochwäldern immer wichtiger. Diese Entwicklung hält an. Noch Ende der 1990er Jahre wurden weltweit 46 % des weltweiten Holzeinschlags (3,2 Milliarden m³) als Brennholz genutzt, in den Tropen waren es sogar 86 %. Die extensive Waldvernichtung in Zentraleuropa während des Mittelalters hat in der Neuzeit zur Einführung des Prinzips der nachhaltigen Waldbewirtschaftung geführt, nach dem nur so viel Holz entnommen werden darf, wie nachwächst.
In den Primärwäldern der feuchten Tropen findet sich die größte Artenvielfalt aller Waldtypen. Wichtige tropische Familien sind die Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae), Brennnesselgewächse (Urticaceae), Seifenbaumgewächse (Sapindaceae), Bombacaceae, Byttneriaceae, Mahagonigewächse (Meliaceae), Hülsenfrüchtler (Fabaceae), Caesalpiniaceae, Verbenaceae, Sterculiaceae, Dipterocarpaceae, und Sapotaceae.
In der subtropischen Zone findet man Bäume unter den immergrünen Myrtengewächsen (Myrtaceae) und Lorbeergewächsen (Lauraceae) sowie Silberbaumgewächsen (Proteaceae), denen sich in der wärmeren gemäßigten Zone andere immergrüne Bäume anschließen, so die immergrünen Eichen, Granatbäume, Orangen- und Zitronenbäume, Ölbäume und Feigenbäume.
Dagegen sind in der gemäßigten Zone die laubwechselnden Bäume vorherrschend. Hier sind Wälder von Eichen, Buchen und Hainbuchen charakteristisch. Zu den in Mitteleuropa heimischen Laubbäumen zählen die Ahorne, Birken, Buchen, Eichen, Erlen, Eschen, Linden, Mehlbeeren, Pappeln, Ulmen und Weiden. Typische Nadelbäume sind die Fichten, Kiefern, Lärchen, Tannen und Eiben. In Mitteleuropa häufig vorkommende Baumarten, die in diesem Gebiet ursprünglich nicht beheimatet sind, sind die Gewöhnliche Robinie, der Walnussbaum und viele Obstbäume. Sie alle sind Neophyten. Eine detaillierte Aufstellung bietet die Liste von Bäumen und Sträuchern in Mitteleuropa.
Und obgleich auch hier bereits Nadelhölzer in zusammenhängenden Waldungen auftreten, werden die Nadelwälder erst in der subarktischen (borealen) Zone vorherrschend, wo die Laubbäume nach und nach verdrängt werden. Artenvielfalt wie auch Wuchshöhe der Bäume nehmen mit zunehmender Annäherung an den Polarkreis ab. Eichen, Linden, Eschen, Ahorne und Buchen finden sich in Schweden nur noch diesseits des 64. Grades nördlicher Breite. Jenseits dieser Breite besteht die Baumvegetation hauptsächlich aus Fichten und Tannen, die in zusammenhängenden Wäldern nordöstlich noch über den 60. Grad hinausreichen, sowie aus Birken, die in zusammenhängenden Beständen sich fast bis zum 71. Grad nördlicher Breite erstrecken, und zum Teil aus Erlen und Weiden.
Auch die Höhe über dem Meeresspiegel hat auf die Ausbreitung und Höhe der Bäume (in Abhängigkeit von der geographischen Breite) einen bedeutenden Einfluss. In den Anden finden sich noch bis 94 m unter der Schneelinie ansehnliche Bäume; bis 2825 m Höhe gedeihen noch Wachspalmen, mehrere Cinchonen und Eskallonien. Unter 30 Grad nördlicher Breite, wo die Schneegrenze bei 4048–4080 m liegt, kommen auf dem Himalaja, nördlich von Indien, noch in 3766 m Höhe Baumgruppen vor, die aus Eichen und Fichten bestehen. Ebenso sind in Mexiko, unter 25–28 Grad nördlicher Breite, die Gebirge bis 3766 m mit Fichten und bis 2825 m hoch mit mexikanischen Eichen bedeckt. In den Alpen des mittleren Europas endet der Holzwuchs bei einer Höhe von 1570 m, im Riesengebirge bei 1193 m und auf dem Brocken bei 1005 m. Eichen und Tannen stehen auf den Pyrenäen noch bis zu einer Höhe von 1883 m; dagegen wächst die Fichte auf dem Sulitelma in Lappland, bei 68 Grad nördlicher Breite, kaum in einer Höhe von 188 m, die Birke kaum in einer von 376 m.
6 Bäume und Menschen
Die wissenschaftliche Lehre von den Bäumen (Gehölzen) ist die Dendrologie. Anpflanzungen von Bäumen in systematischer oder pflanzengeographischer Anordnung, die Arboreten, dienen ihr zu Beobachtungs- und Versuchszwecken. Gehölze können vegetativ, das heißt durch Pflanzenteile, oder generativ durch Aussaat vermehrt werden. In Baumschulen findet eine gezielte Auslese, Anzucht und Vermehrung von Bäumen und Sträuchern statt. Neben der forstlichen Nutzung finden Bäume reichliche Verwendung im Garten- und Landschaftsbau. Mit der Baumpflege hat sich ein eigener Berufsstand zum Erhalt und zur fachgerechten Behandlung von Bäumen in urbanen Regionen entwickelt.
„Kein anderes Geschöpf ist mit dem Geschick der Menschheit so vielfältig, so eng verknüpft wie der Baum,“ - schrieb der Historiker Alexander Demandt und hat dem Baum mit Über allen Wipfeln – Der Baum in der Kulturgeschichte ein umfangreiches Werk gewidmet. Für ihn beginnt die Kulturgeschichte mit dem Feuer, das der Blitz in die Bäume schlug, und mit dem Werkzeug, für das Holz zu allen Zeiten unentbehrlich war.
Neben der wichtigen Funktion der Bäume bei der Gestaltung von Kulturlandschaften begleitet vor allem die Holznutzung die Entwicklung der Menschheit. Abgesehen von der vor allem in Entwicklungsländern immer noch weit verbreiteten Brennholznutzung, ist Holz ein vielseitiger Bau- und Werkstoff, dessen produzierte Menge die Produktionsmengen von Stahl, Aluminium und Beton weit übersteigt. Damit ist Holz nach wie vor der wichtigste Bau- und Werkstoff weltweit; Bäume sind dementsprechend eine bedeutende Rohstoffquelle.
Neben der Holznutzung dienen Bäume vor allem der Gewinnung von Blüten, Früchten, Samen oder einzelnen chemischen Bestandteilen (Terpentin, Zucker, Kautschuk, Balsame, Alkaloide etc.). In der Forstwirtschaft der industrialisierten Länder spielen diese Nutzungen eine untergeordnete Rolle. Lediglich der Obstbau als Teilbereich der Landwirtschaft ist in vielen Regionen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Anbau erfolgt in Form von Plantagen. Hochwertige Obstsorten werden meist durch Okulation oder Pfropfen veredelt. Dies erfolgt durch den Einsatz ausgewählter Obstsorten, wobei die bekannten und gewollten Eigenschaften der Früchte einer Obstsorte auf einen jungen Baum übertragen werden. Zurückgegangen ist dagegen die Nutzung von Streuobstwiesen, die früher in vielen Gebieten Mitteleuropas landschaftsprägend waren.
Dieser Bedeutung entsprechend ist ein vielfältiges Brauchtum mit dem Baum verknüpft. Das reicht vom Baum, der zur Geburt eines Kindes zu pflanzen ist, über den Maibaum, der in manchen Regionen immer noch in der Nacht zum ersten Mai der Liebsten verehrt wird, über Kirmesbaum und Weihnachtsbaum, unter dem man feiert, und über den Richtbaum, der zur Feier eines neu errichteten Hauses auf dem Dachstuhl aufgesetzt wird, bis zum Baum, der auf dem Grab gepflanzt wird. Nationen und Völkern werden bestimmte, für sie charakteristische Bäume zugeordnet. Eiche und Linde gelten als typisch „deutsche“ Bäume. Die Birke symbolisiert Russland, und der Baobab gilt als der typische Baum der afrikanischen Savanne. In Bayern gibt es auch den Hungerbaum, welcher eine alte, regionale Tradition darstellt. Unter der Gerichtslinde wurde Recht gesprochen (siehe auch Thing) und unter der Tanzlinde gefeiert. Kelten, Slawen, Germanen und Balten haben einst in Götterhainen Bäume verehrt und das Fällen solcher Götzenbäume ist der Stoff zahlreicher Legenden, die von der Missionisierung Nord- und Mitteleuropas berichten.
Mythologie und Religion
Zahlreiche Mythen erzählen von einem Weltenbaum, der die Weltachse darstellt, um die der Kosmos gruppiert ist. Bei den nordischen Völkern war es z. B. die Weltesche Yggdrasil, unter deren Krone die Asen ihr Gericht abhielten.
In vielen alten Kulturen und Religionen wurden Bäume oder Haine als Sitz der Götter oder anderer übernatürlicher Wesen verehrt. So spielt der Baum in den Mythen der Völker auch als Lebensbaum (zum Beispiel die Sykomore bei den Ägyptern oder der Baum des Lebens in der jüdischen Mythologie), als Baum der Unsterblichkeit (der Pfirsichbaum in China) oder als Symbol des Erwachens im Buddhismus (der Bodhibaum), unter dem Buddha die Erleuchtung fand, eine Rolle.
Auch in der Bibel werden Bäume immer wieder erwähnt. Das Alte wie das Neue Testament nennen unterschiedliche Baumarten wie zum Beispiel den Olivenbaum oder den Feigenbaum, mit dessen relativ großen Blättern das erste Menschenpaar Adam und Eva laut 1. Mose/Genesis 3:7 nach ihrem Sündenfall ihre Blöße bedeckten. Im 1. Buch Mose, der Genesis, wird in Kapitel 1 in den Versen 11 und 12 berichtet, dass Gott die Bäume und insbesondere die fruchttragenden Bäume in seiner Schöpfung der Welt hervorbrachte. Zwei Bäume jedoch spielen in der Bibel eine entscheidende Rolle: der Baum des Lebens sowie der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. So hat der Baum auch in der christlichen Ikonographie eine besondere Bedeutung. Dem Baum als Symbol des Sündenfalls, um dessen Stamm sich eine Schlange windet, steht häufig das hölzerne Kreuz als Symbol der Erlösung gegenüber. Ein dürrer und ein grünender Baum symbolisieren in den Dogmenallegorien der Reformationszeit den Alten und den Neuen Bund. In der Pflanzensymbolik haben verschiedene Baumarten wie auch ihre Blätter, Zweige und Früchte eine besondere Bedeutung. So weist die Akazie auf die Unsterblichkeit der menschlichen Seele hin, der Ölbaum auf den Frieden und ist ein altes marianisches Symbol für die Verkündigung an Maria. Der Zapfen der Pinie weist auf die Leben spendende Gnade und Kraft Gottes hin, die Stechpalme, aus deren Zweigen nach der Legende die Dornenkrone gefertigt war, auf die Passion Christi.
8 Extreme Bäume
Der höchste Baum der Welt ist der „Hyperion“, ein Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens) im Redwood-Nationalpark in Kalifornien mit 115,5 m Wuchshöhe.
Der höchste Baum Deutschlands ist eine 63,33 m (Stand: 18. August 2008) hohe Douglasie (Pseudotsuga menziesii) im Freiburger Stadtwald[3].
Der voluminöseste Baum der Welt ist angeblich der General Sherman Tree, ein Riesenmammutbaum im Sequoia National Park, Kalifornien, USA (Volumen zirka 1489 Kubikmeter, Gewicht zirka 1385 Tonnen (US), Alter rund 2500 Jahre).
Der dickste Baum ist der „Baum von Tule“, eine Mexikanische Sumpfzypresse (Taxodium mucronatum) in Santa María del Tule im mexikanischen Staat Oaxaca. Sein Durchmesser an der dicksten Stelle beträgt 14,05 m.
Die ältesten Bäume sind – gemäß verbürgter Jahresringzählung – über 4800 Jahre alte Langlebige Kiefern (Pinus longaeva, früher als Varietät der Grannen-Kiefer angesehen) in den White Mountains in Kalifornien. 2008 wurden unter einer Fichte in der Provinz Dalarna in Schweden Holzstücke gefunden, die auf ein Alter von 9.550 Jahre datiert wurden und genetisch identisch mit dem darüber wachsenden Baum sein sollen.
Das älteste Wurzelsystem der Welt ist das der „Huon Pine“ in Tasmanien, welches mindestens 10.500 Jahre (vielleicht sogar 50.000 Jahre) alt ist. Aus den uralten Wurzeln sprießen immer wieder neue, genetisch identische Baumexemplare. Die Älteste darunter ist etwa 2000 Jahre alt.
Die winterhärtesten Bäume sind die Dahurische Lärche (Larix gmelinii) und die Ostasiatische Zwerg-Kiefer (Pinus pumila): Sie widerstehen Temperaturen bis zu 70 °C.
Die Dahurische Lärche ist auch die Baumart, die am weitesten im Norden überleben kann: 72° 30' N, 102° 27' O.
Die Bäume in der größten Höhe finden sich auf 4600 m Seehöhe am Osthimalaya in Sichuan; dort gedeiht die Schuppenrindige Tanne (Abies squamata).
Das Holz geringster Dichte ist jenes des Balsabaumes.
Bäume, die bis dahin kahle Flächen besiedeln können, so genannte Pionierpflanzen, sind zum Beispiel bestimmte Birken-, Weiden- und Pappelarten.
In der Bonsaikunst versucht man, das Abbild eines uralten und erhabenen Baumes in klein in der Schale nachzuahmen.
Tag des Baumes
Am 25. April wird deutschlandweit alljährlich der „Tag des Baumes“ begangen. Ein Anlass für die Landesforstverwaltungen, verschiedene Organisationen sowie Städte und Gemeinden Aktionen rund um den Baum und speziell den „Baum des Jahres“ durchzuführen. So werden bundesweit wieder zahlreiche Bäume gepflanzt, um den Baum in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.
1872 wurde im nordamerikanischen Bundesstaat Nebraska der „Arbor Day“ eingeführt, der mit umfangreichen Baumpflanzaktionen begangen wurde. Grund hierfür war die baumarme Landschaft, die die ersten Siedler vorfanden. Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts empfahl die Weltgesundheitsorganisation FAO einen internationalen „Weltfesttag des Baumes“ zu begehen. Auf diese Empfehlung hin und 80 Jahre nach dem ersten Arbor Day in Nebraska pflanzte am 25. April 1952 der damalige Bundespräsident Theodor Heuss im Bonner Hofgarten einen Ahorn. Damit wurde der 25. April zum Tag des Baumes in Deutschland. Der "Tag des Baumes" wurde vor über 50 Jahren von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald initiert. Mit diesem Tag soll der Bevölkerung und vor allem der Jugend durch Veranstaltungen mit dem Thema Baum dessen Bedeutung näher gebracht werden.
Das „Kuratorium Baum des Jahres“ ruft seit 1989 jährlich einen Baum des Jahres aus. Die Kriterien für die Wahl sind unterschiedlich. Neben der Seltenheit werden unter anderem auch die ökologische und landschaftliche Bedeutung herangezogen. Grundsätzlich kann jede heimische Baumart Baum des Jahres werden.
Die Pflanzung einer Schwarzpappel, dem "Baum des Jahres 2006" in den Berliner Forsten durch die Bundeskanzlerin bildet den Auftakt einer bundesweiten Pflanzaktion für die vom Aussterben bedrohte Baumart. Die Europäische Schwarzpappel (Populus nigra L.) gehört zu den Baumarten, die inzwischen so selten geworden sind, dass sie in der Roten Liste bedrohter Pflanzenarten steht. In Deutschland gibt es noch maximal 2.500 ausgewachsene Exemplare dieser Spezies.
Bäume des Jahres in Deutschland waren:
Stieleiche (1989) | Rotbuche (1990) | Sommerlinde (1991) | Bergulme (1992) | Speierling (1993) | Europäische Eibe (1994) | Spitzahorn (1995) | Hainbuche (1996) | Eberesche (1997) | Wildbirne (1998) | Silberweide (1999) | Sandbirke (2000) | Esche (2001) | Wacholder (2002) | Schwarzerle (2003) | Weißtanne (2004) | Gewöhnliche Rosskastanie (2005) | Schwarzpappel (2006).
10 Baum des Jahres 2006: Schwarzpappel
Baum des Jahres 2006 ist schnellwachsender und seltener Riese – die Schwarzpappel:
Die europäische Schwarzpappel (Populus nigra L.) ist eine bei uns sehr selten gewordenen Baumart, die in der Roten Liste für bedrohte Pflanzenarten geführt wird. Gründe für die Seltenheit sind vor allem die Veränderung und Verluste natürlicher Flussauen, dem bevorzugten Standort der Schwarzpappel, aber auch die Verwendung von anderen nichtheimischen Pappelarten oder die Kreuzung mit ihnen. So sind ältere, „echte“ Schwarzpappeln äußerst rar. In NRW sind meist nur Einzelbäume, vorwiegend in der Nähe von Flüssen oder Feuchtgebieten zu finden. Schwerpunktmäßig kommen in der Rheinaue bei Dormagen-Zons Solitäre auf den periodisch überfluteten Rheinwiesen vor. In Deutschland gibt es nur noch maximal 2.500 erwachsene Exemplare.
Die Schwarzpappel kann bis zu 200 Jahre alt und als einzeln stehender Baum bis zu 35 m hoch werden.
Die Schwarzpappel ist zweihäusig. Das heißt, die weiblichen und männlichen Blüten hängen als Kätzchen an zwei verschiedenen Bäumen. Sie erscheinen vor den Blättern, um eine ungehinderte Bestäubung zu ermöglichen.
Auffällig sind die flaumigen Samen, die unter anderem durch den Wind über weite Strecken schon im Mai bis Anfang Juni verbreitet werden, sodass es bisweilen aussieht, als würde es schneien.
Die Rinde entwickelt im Alter eine markante, tief rissige Borke, die im Vergleich zu den 60 weltweit vorkommenden Pappelarten die dunkelste ist und daher der Schwarzpappel ihren Namen gibt.
Die Schwarzpappel ist wie alle Pappelarten äußerst schnellwüchsig. Dadurch ist das Holz weich und leichter als das der meisten anderen heimischen Baumarten. Es lässt sich leicht und sauber bearbeiten, ist aber nicht witterungsbeständig. Verwendet wurde das Holz früher unter anderem für die Herstellung von Holzschuhen oder auch Zündhölzern. Heute wird es zur Spanplattenproduktion und für die Zellstoffproduktion eingesetzt, da es eine helle Farbe aufweist und geruchs- und harzfrei ist. In naher Zukunft werden Pappeln erheblich an Bedeutung und Beachtung gewinnen, da sie wegen ihrer Raschwüchsigkeit vermehrt in Energieholzplantagen angebaut werden, wie bisher in Skandinavien. Die entstandene Biomasse wird nach wenigen Jahren maschinell geerntet und zu Hackschnitzeln verarbeitet, die dann in Heizkraftwerken oder -anlagen als nachwachsender Energieträger verfeuert werden.