Stotternder Stipendien-Start

Zwei weitere Baustellen werden den Hochschulalltag auch über 2011 hinaus bestimmen. Da ist zum einen der Bologna-Prozess mit seiner europaweiten Umstellung auf die Abschlüsse Bachelor und Master. Rund 40 Prozent der Studierenden, das zeigen neueste Erhebungen, sind nämlich immer noch in traditionellen Magister- und Diplomstudiengängen eingeschrieben.

Auch beim neu eingeführten Deutschland-Stipendium klappt es bisher mit dem Zeitplan nicht so richtig. Die Idee: Wenn Unis private Geldgeber für Stipendiaten finden, legt die Bundesregierung noch einmal Geld obendrauf. "Damit sollen besonders begabte und auch besonders engagierte Studentinnen und Studenten gefördert werden", erläutert Susanna Schmidt vom Bundesbildungsministerium die Idee des Deutschlandstipendiums. Die Förderung von 300 Euro im Monat sollen die Studenten unabhängig vom eigenen Einkommen erhalten. Doch statt der ursprünglich geplanten 160.000 Stipendiaten gibt es erst einmal nur rund 10.000 – weder die Bundesregierung noch die privaten Geldgeber aus der Wirtschaft wollten bisher mehr Geld für das neue Programm ausgeben.

Autor: Armin Himmelrath Redaktion: Svenja Üing

Karte 34. Leseverstehen: Aufgabe (1) Globales Lesen (625 Wörter; 4484 Zeichen) 10 Min.

Preisgekrönte Hilfe zur Berufswahl

 

 

Ausgezeichnet: Hauptschul-Rektorin Christine Georg (rechts) und ihr Team

Lehrer gelten in Deutschland als bequem. Der Deutsche Lehrerpreis zeigt, dass es auch anders geht. Die Auszeichnung hat jetzt eine Hauptschule erhalten, die sich sehr für ihre Schüler mit Migrationshintergrund engagiert.

 

 

In der Philipp-Reis-Hauptschule in Gelnhausen nahe Frankfurt am Main läutet die Pausenglocke. Doch das interessiert heute keinen Jugendlichen aus der 9. Klasse. Heute stehen die Generalproben für die anstehenden Projekt-Prüfungen auf dem Programm. In kleinen Gruppen haben die Schüler im Alter zwischen 14 und 15 ein Projekt erarbeitet, das sie den Lehrern und Eltern vorstellen sollen. Sie haben Fußballtore gebaut, sich mit der Geschichte des Hundes oder mit dem islamischen Gebet beschäftigt. Eben mit Themen, die Teil ihres Alltags sind.

Zu den Projektwochen gehört aber nicht nur die theoretische Beschäftigung mit einem Thema. Die Schüler gehen auch in Werkstätten, um dort ihre praktischen Fähigkeiten zu testen. "Wir lassen die Schüler feilen, bohren und sägen", erzählt Klassenlehrer Edwin Herbert. "Sie sollen alles ausprobieren, was zu einem Handwerksberuf gehört, damit sie später die richtige Berufswahl treffen."

Mehrere Praktika helfen bei der Berufswahl

Praxis wird groß geschrieben in den ProjektwochenDer 16-jährige Ibrahim hat seinen Traumberuf schon gefunden. Da er sich sehr für Autos interessiert, möchte er Kfz-Mechatroniker werden. "Ich will unbedingt in einer Autowerkstatt arbeiten", erzählt er, "dort werde ich als Lehrling nicht alleine gelassen, sondern gut betreut." Besonders für Jugendliche mit Migrationshintergrund wie Ibrahim - und dazu zählen rund 70 Prozent an der Schule – ist es oft schwierig, einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden. Häufig sind es Sprachprobleme, die im Weg stehen, immer wieder aber auch die Frage, welcher Beruf überhaupt zu einem passt. Um das herauszufinden, machen alle Schüler der 8. und 9. Klasse der Philipp-Reis Hauptschule mehrere Praktika über einen längeren Zeitraum.

Nur eine von vielen Besonderheiten, die die preisgekrönte Schule von anderen unterscheidet und ein Pluspunkt, den die Schülerin Maike aus der 9b besonders schätzt. "In meiner alten Schule konnte ich nur ein dreiwöchiges Praktikum machen", sagt sie. "Das war viel zu kurz, um zu merken, ob mir ein Beruf gefällt und zu mir passt oder nicht." Nach den Praktika an der Philipp-Reis Hauptschule weiß sie nun, dass sie unbedingt ihren Realschulabschluss machen und nach einer Ausbildung noch ein Studium zur Tierärztin absolvieren möchte.



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