Die Funktionalstile und ihre Charakteristika

Der funktionale Stil bildet den Grundbegriff der modernen Stilistik.

Der Begriff „Funktionalstil“ kommt aus der Prager strukturalistischen Schule und wurde von tschechischen und ex-sowjetischen Linguisten weiter entwickelt (Vinogradov, 1955; Riesel / Schendels, 1975; Fleischer / Michel, 1975).

Es gibt verschiedene Definitionen des Funktionalstils. Als Funktionalstil(Riesel, 1975; Fleischer / Michel, 1975) oder Bereichsstil (Fleischer / Michel / Starke, 1996) wird die „Gesamtheit der für einen gesellschaftlichen Bereich charakteristischen Stilzüge bzw. Stilprinzipien verstanden, die in den entsprechenden Texten dieses Bereiches begegnen“.

Nach I. Arnold: „Funktionalstile sind Subsysteme der Sprache, wobei jedes von ihnen über seine eigenen spezifischen Besonderheiten in der Lexik, Phraseologie, Syntax u.a. verfügt. Die Herausbildung der Funktionalstile ist durch die Spezifik des Sprachverkehrs in verschiedenen Sphären der menschlichen Tätigkeit bedingt“.

Der Funktionalstil ist die Verwendungsweise der Sprache, die dem entsprechenden Kommunikationsbereich angemessen ist.

Also, der Funktionalstil ist eine gesellschaftlich bewusste und funktionalmotivierte Form sprachlicher Variabilität. Er ist eine Abart der Nationalsprache, die in einem bestimmten Kommunikationsbereich zum Zweck der angemessenen Realisierung seines typisierten Inhalts verwendet wird und durch die für ihn charakteristische Gesamtheit von lexikalischen, syntaktischen, morphologischen u.a. Zügen und Elementen gekennzeichnet ist.

Man unterscheidet folgende Arten von funktionalen Stilen:

1. Stil des öffentlichen Verkehrs (der Sachstil, offiziell-sachlicher Stil);

2. Stil der Wissenschaft (der wissenschaftliche Stil);

3. Stil der Presse und Publizistik (der Pressestil, der Zeitungsstil);

4. Stil der Alltagsrede (der Alltagsstil, der Konversationsstil);

5. Stil der schönen Literatur.

3.1. Stil des öffentlichen Verkehrs

Zum Stil des öffentlichen Verkehrs gehören: Stil der Ämter und Kanzleien, Stil des Geschichtswesens, Stil des Diplomatenverkehrs, des Handelsverkehrs uws. Sie haben gemeinsame Stilzüge des offiziellen Verkehrsstils, aber unterscheiden sich durch einzelne Momente der sprachlichen Realisierung (durch eng spezialisierte Lexik, Satzbau, spezifische Klischees usw.).

Die soziale Funktion dieses Stils ist die Ermöglichung der offiziellen Verständigung zwischen den öffentlichen Behörden, öffentlichen Organisationen und der Bevölkerung. Der offizielle Stil ist in offiziellen Mitteilungen, in Amtsdokumenten, Vorträgen, Ansprachen, Verordnungen, Gesetzbüchern, Anweisungen usw. verkörpert.

Extralinguistische Stilzüge. Als eine der Hauptqualitäten dieses Stils ist die Sachlichkeit. Sie bedingt in hohem Grad seinen Wortschatz. Zum zweiten wichtigen Merkmal gehört das sachbedingte Fehlen von Individualität – die Unpersönlichkeit des Stils.

Weiter folgen seine Förmlichkeit, das Fehlen von Emotionalität.

Linguistische Stilzüge: An der lexischen Seite des Stils (in seinem Wortschatz) tritt in den Vordergrund die funktional gefärbte Lexik – spezielle sachliche Beziehungen, darunter Termini, Fremdwörter, Formulierungen und Fachausdrücke amtlichen Charakters als erstarrte sprachliche Formeln. Dem Stil und seiner Lexik ist überhaupt eine mehr oder weniger gehoben-offizielle Färbung eigen. Sehr produktiv sind zusammengesetzte Substantive, abstrakte substantivische Wörter auf -ung, -heit, -keit, substantivierte Infinitive.

Aus der grammatischen Seite für die sachlich-offiziellen Texte sind vielgliedrige und lange einfache Sätze charakteristisch.

Gebräuchlich sind Passivkonstruktionen zur Gestaltung unpersönlicher Aussagen, Partizipialgruppen u.a. syntaktische Gruppen.

Ein ganz spezifisches Merkmal ist das Vorkommen von Imperativformen (in offiziellen Anordnungen, Vorschriften, Anweisungen). Manchmal erscheinen elliptische Sätze (in Reklamen, Anweisungen, Aufforderungen usw.).

 

Stil der Wissenschaft

Die funktionale Spezifik des wissenschaftlichen Stils besteht in der Vermittlung von Erkenntnissen. Das können Formulierung von Gesetzen, Aufstellung und Erörterung von Problemen, Darlegung von Tatsachen und Beweisen u.a.m. sein. Im Stil der Wissenschaft unterscheidet man den akademischen Stil und den populärwissenschaftlichen Stil.

Als extralinguistische Besonderheiten sind:die Logik, die Klarheit, die Folgerichtigkeit, die Sachbezogenheit und Präzision. Neben der Logik existiert noch ein sehr allgemeiner Stilzug der wissenschaftlichen Texte – die Abstraktion. Das Fehlen der emotionalen Expressivität ist in diesem Stil natürlich.

Die linguistischen Stilzüge: Wissenschaftliche Texte enthalten viel spezielle Lexik (Termini, terminologische Wortverbindungen, wissenschaftliche Realien usw.). Viele wissenschaftliche Termini sind Fremdwörter. In den wissenschaftlichen Texten kann man sehr oft zusammengesetzte Substantive treffen (Substantive auf -ung). Der unpersönliche Charakter der Mitteilungen ist für den wissenschaftlichen Stil im Allgemeinen ein charakteristisches Merkmal. Als Satztyp dominiert der Vorgangssatz. Ausrufe- und Fragesätze erscheinen in diesem Stil selten. In den wissenschaftlichen Texten können wir oft Passivkonstruktionen finden.