Wortwahl. Thematische Gruppen und Reihen. Synonymische Reihen

2.1. Thematische Gruppen und Reihen. Synonymische Reihen

Die thematische Gruppe (Wortfeld innerhalb einer Wortart) schließt sämtliche durch thematische Verwandschaft miteinander verbundenen lexischen Einheiten mit ähnlichem Wirklichkeitsbezug und gleichem Allgemeinbegriff in sich ein.

Z.B. die thematischen Gruppen der Verben, die den Vorgang der sprachlichen Kommunikation in der Gesellschaft benennen: sagen/sprechen/reden. Oder: thematische Gruppe zur Bedeutung “Bewegung” – gehen, marschieren, spazieren, schreiten, wandern, stolzieren, latschen, bummeln, schlendern, humpeln u.a.

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Die thematischen Reihen drücken untereinander verwandte, aber dennoch nicht gleiche Begriffe aus. Das allgemeine und farblose Verb „gehen“ wird näher bestimmt und veranschaulicht:

langsam gehen

schnell gehen

unbemerkt gehen

auf und ab gehen u.a.

Die thematische Gruppesagen/sprechen/reden” schließt auch eine größere Anzahl thematischer Reihen in sich ein, die den Allgemeinbegriff aus verschiedenen Sichtnähen bestimmen, im gegebenen Fall besondere Arten der Rede nennen, wie etwa:

leise sprechen, laut sprechen, mit physischen oder psychischen Hemmungen sprechen, plaudern, erklärend darlegen, auf eine vorangehende Aussage reagieren u.a.

die synonymische Reihe zum Ausdruck des Begriffes “leise sprechen”:

raunen – das Moment des Geheimnisvollen

tuscheln – “heimlich” – Sem – miteinander über j-n tuscheln

flüstern – stilistisch neutral

lispeln – Tendenz zur gehobener Stilfärbung

wispern

wispeln leicht umgangssprachlich gesenkt

zischeln

Und noch ein Beispiel. Die thematische Reihe “langsam gehen” enthält folgende synonymische Reihen:

1. ohne Ziel gehen:

schlendern, bummeln, flanieren

2. langsam gehen ohne körperliche Behinderungen:

humpeln, kinken-hinken, hatschen (umgs.)

3. langsam gehen aus Schlaffheit:

schlurfen mit schleifenden Füßen

schlürfen

 

latschen (umgs.) - für schleppend gehen

watscheln

hatscheln in der Bedeutung “langsam gehen

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thematische Reiheauf die Rede eines anderen reagieren”. Diese thematische Reihe läßt sich in 3 synonymische Reihen aufgliedern:

neutral reagieren – antworten, beantworten, zur Antwort geben, zurückgeben

sich in ein Gespräch einlassen

positiv reagieren – bejahen, zustimmen, beipflichten

negativ reagieren – verneinen, widersprechen, erwidern, versetzen, entgegnen, protestieren


 

7 Gemeinsprachliche und kontextuale Synonyme.

Gemeinsprachliche Synonyme sind bekanntlich Wörter, die unter dem paradigmatischen Aspekt gleiche oder geringfügig schattierte logisch-gegenständliche Bedeutung haben sowie durch mehr oder minder varierte stilistische Bedeutung gekennzeichnet sind.

Kontextuale Synonyme – das ist keine lexikologische, sondern eine stilistische Erscheinung. Unter dem paradigmatischen Aspekt existieren sie überhaupt nicht. Es ist der Kontext, der die erst entstehen läßt.

Zum Schluss ein Zitat von E.G.Riesel und E.I.Schendels über die Ausdruckspotenzen der gemeinsprachlichen Synonyme: “Die bedachte Verwendung aller synonymischen Schattierungen hilft uns vor allem, den Ideengehalt klar, deutlich und überzeugend zu gestalten. Außerdem dient sie auch zum Ausdruck der persönlichen und oft der politisch-ideologischen Einstellung des Autors.”

Ein Beispiel der kontextualen Synonyme aus einem Zeitungsartikel vom November 1970 “Volksstimme”: Lunochod ein Auto zum Mond – ein geländegängiges Fahrzeug –Mondlaboratorium – Mondgänger – Mondwanderer – Mondgeher – Mondgeländewagen – Mondwagen – der sowjetische Roboter – der hermetisch angeschlossene Container u.s.w. Die meisten von diesen kontextualen Synonymen sind Neologismen.