Allgemeine Begriffe der Makrostilistik: Text und Kontext.

Der Text – im Wortlaut festgelegte, inhaltlich zusammenhängende Folge von Aussagen.

Die sprachliche Kommunikation erfolgt selten in Form eines einzelnen Satzes, meistens ist es eine Folge von zusammenhängenden Sätzen, die einen Text ausmacht. Der Text ist Ergebnis der verbalen Tätigkeit des Menschen. Er ist satzübergreifende Struktur. Viele grammatische Erscheinungen sind an den Text gebunden. Nun anhand des Textes können solche Fragen herangezogen werden wie: Mittel der Satzverflechtung, Arten der Rededarstellung und ihre grammatische Besonderheiten.

Kontext ist Grundeinheit des Textes

Man unterscheidet 3 Arten des Kontextes: den Mikrokontext (Kleinkontext), bestehend aus Wort, Wortgruppe, Einzelsatz,

den erweiterten Kontext, bestehend aus den sog. übersatzmäßigen Formen, di sich von einigen inhaltlich und formal eng verbundenen Sätzen bzw. Absätzen bis zu einer kleinen Absatzfolge erstrecken können, und

den Makrokontext (Großkontext), der das thematisch und strukturell abgeschlossene Ganze umfasst.

Der volle Sinngehalt der Wörter, Wortgruppen und Sätze sowie deren feinste stilistische Bedeutung kann oft erst aus der abgeschlossenen Ganzheit des schriftlichen oder mündlichen Textes (hier identisch mit Großkontext) völlig erschlossen werden


Sprachporträt (Sprachcharakteristik) als Erscheinung der Individualisierung und Typisierung der Figurensprache.

 

Er findet seinen Ausdruck vorrangig in der Figurensprache und seine Stilerscheinung lässt sich an die Arten der Rededarstellung zu schlieβen.

 

Literarische Porträt erwächst aus dem Gesamtinhalt des Dichtwerkes aufgrund der äuβeren und inneren Charakteristik der handelnden Personen durch den Autor, Handlungen und Äuβerungen der handelnden Personen selbst, sogar durch ihre Namen.

Sprachporträt (Sprachcharakteristik) – eine Teilcharakterisierung einer dargestellten Person durch ihre Art, sich sprachlich kundzutun, wobei Alter, Beruf, Bildung, Charakter, Humor, Lebensart, Lebenserfahrung, Milieu, Situation, soziales Herkommen, Stimmung, Willenskraft usw. Berücksichtigung finden. Es enthält:

1) Figurensprache – direkte Rede

2) erlebte Rede

3) weniger deutliche indirekte Rede

4) Autorsprache.

Da beim Sprechen alle Sprachebenen ineinander flieβen, tritt das Sprachporträt in der Gesamtheit von lexikalisch-phraseologischen, grammatischen und phonetischen Besonderheiten zutage.

Nichts verrät so unmittelbar das Wesen eines Menschen wie seine eigene Sprechart. Direkte Rede – Spiegel der Inneren einer Person. Die handelnden Personen gebrauchen ihre Lieblingswörter oder –ausdrücke, die sich oft zum Leitmotiv der genannten Person werden.

Die indirekte Rede verrät in geringem Maβ die Innenwelt der Person, trotzdem verhilft sie zur Schilderung des psychologischen Porträts.

Mit Hilfe unterschiedlicher charakterologischer Mittel können im Sprachporträt mehrere Aspekte (Kolorite) der Personencharakteristik gegeben werden:

• die soziale Charakteristik (Zugehörigkeit zu einer Klasse, einem Stand, einer sozialen Gruppe)

• berufliche Charakteristik

• nationale Charakteristik

• lokale und territoriale Charakteristik.

 


Arten der Rededarstellung

Rededarstellung ist ein Oberbegriff für

a) Wiedergabe einer realen mündlichen oder schriftlichen Äuβerung;

b) Darstellung von Äuβerungen in künstlerischer Literatur (fiktive Redewiedergabe).

Man unterscheidet die Autoren- und die Figurensprache.

3.1. Die direkte Rede -

- eine wörtliche mündliche oder schriftliche Äuβerung einer oder mehrerer Personen, äuβert sich in Monolog oder Dialog.

Publizistik, Wissenschaft - in der Form eines Zitats

Dichtwerk - der Autor lässt seine Figuren selbst sprechen

mündliche Rede - man führt die Aussagen anderer Personen ein.

Der Text eines Bühnenwerkes besteht nur aus der direkten Rede, ausgesehen von Kommentaren.

schöngeistige Literatur – Voraussetzungen: Beschreibung und Charakterisierung des Sprechers, Bemerkungen darüber, wie etwas gesagt wird (ängstlich, zögernd). Dazu dienen Anleitende Verben (verba dicendi), Angaben der Gesten, Mimik, Handlungen: Sie blickt ihn ruhig an, fast erstaunt. „Ich bin nicht traurig“ (H. Mann).

Blankdialog – uneingeleitete Rede in einem Dialog. Merkmale:

• grammatisch – die 1. P.

• graphisch – Anführungszeichen, Bindestriche’

• intonatorisch – Pausen;

• lexisch – mehr oder weniger von der Autorsprache abweichende Wortwahl:

„Was machen Sie denn da? Das ist doch keine Arbeit für Sie.“ „“Du sagst Sie zu mir?“ Sie wandte sich mit einem Ruck um, ihr Mund zuckte. „Wenn Sie noch ein einziges Mal sagen, Sie seien meine Mann, hören Sie, noch ein einziges Mal, wenn Sie sagen!“ Tränen des Zornes standen in ihren Augen. (L. Frank)

In Form der direkten Rede kommen auch die unausgesprochenen Gedanken vor: Er dachte: In zwei Stunden bin ich da, in der Wohnküche, bei Anna…

Durch die direkte Rede gewinnt die Erzählung an Lebendigkeit, Glaubwürdigkeit, Anschauligkeit.

3.2. Die indirekte (abhängige) Rede -

- Form der mittelbaren Redewiedergabe, wenn der Inhalt fremder Rede berichtet wird (Publizistik, Wissenschaft):

• 3. P. statt 1. P.;

• oft in Form des Nebensatzes (er sagte, dass);

• oft Konjunktiv statt Indikativ.

• die individuelle Merkmale der Rede werden ausgelassen, Inhalt ist wichtiger.

• emotionsarm, förmlich, sachlich, sparsam an sprachliche Mittel, objektiv, distanziert.

Aufgaben der indirekten Rede in der schöngeistigen Literatur:

• sie erfüllt die kompositorische Funktion der Abwechslung von der direkten Rede;

• Berichten aufgrund ihrer abgeschwächten Aussagewirkung, Mittelbarkeit, enthält wichtige Erklärungen.

• Charakterisierung der Figuren.

• Einschätzung des Autors (durch Konjunktiv ausgedrückt), Einführung einer neuen Stimme.

3.3. Die erlebte Rede (verschleierte Rede, uneigentlich-direkte Rde, halbdirekte Rde, Imperfekt der Rede). Innerer Monolog, Fiktiver Dialog (Traumdialog, Denkdialog)

Die erlebte Rede - eine Reflexionsdarstellung der Figuren, wenn sich die Perspektive des Autors und die der Figur vereinigen, so dass eine gemischte Autor-Personen-Perspektive entsteht. Hier berühren sich alle Elemente der Rededarstellung. Unklar werden die Grenzen zwischen Autor- und Figurensprache, zwischen direkter und indirekter Rede. Sie verfügt über die undeutlichsten Merkmale:

• das Präterium erhält die Bedeutung der Gegenwart auf die handelnden Personen bezogen, in dieser Bedeutung variirt es frei mit Präsens.

• Moduswechsel

• syntaktische Zeichen: Ausrufezeichen, Fragezeichen, Ellipsen, Satzabbruch…

• Interjektionen, Partikeln, Dialektismen, Jargonismen, Professionalismen, Lieblingswörter…

Innerer Monolog – eine Abart der erlebten Rede. Er steht formal der direkten Rede nahe. Merkmale:

• ich-Form

• manchmal zusammenhängend, abgerissen, fragmentarisch, entsprechend dem jeweiligen Prozess des Gedankenlaufs.

Fiktiver Dialog ist der Form nach wie ein Selbstgespräch: die Figur spaltet sich in ein doppeltes Ichs, die miteinander streiten oder einander überreden.

Funktion der erlebten Rede:

• Sie ist ein treffendes Mittel zum Ausdruck innerer Konflikte, erregter Gedankenablüafe, feinster seelischer Nuancen.

• Sie hebt die Distanz zwischen dem Autor (od. Erzähler) und der Ffigur auf.