Studenten verreisen weniger

Die Mensa wird neu gefliest

Den Mensa-Betrieb kann das Studierendenwerk, das sich um die sozialen Belange der Studenten kümmert, während der Ferien einschränken. In anderen Einrichtungen der Studentenwerke wird es dagegen auch in den Semesterferien kaum leerer. So etwa in den Studentenwohnheimen. Früher hat Michael Gradtke während der Ferien für einige Wochen kaum Studierende in den Wohnheimen angetroffen. Das ist heute anders, denn nicht jeder kann es sich leisten, zu verreisen oder als ausländischer Student die teure Heimreise anzutreten. "Auch da merken wir, dass immer mehr Studierende da sind und nicht nur Ferien und Party machen, sondern tatsächlich auch lernen", sagt Gradtke.

Bis Mitte Oktober sollen die Sanierungs- und Reinigungsarbeiten fertig sein. Dann beginnt das Wintersemester, und die Uni Hamburg will für den Ansturm der kommenden Erstsemester gewappnet sein.

Autorin: Janine Albrecht Redaktion: Gaby Reucher

 

Karte 48. Leseverstehen: Aufgabe (1) Globales Lesen (742 Wörter; 5398 Zeichen) 10 Min.

Schritt für Schritt zum Deutschlandstipendium

 

Viele Studenten können sich ein Studium kaum leisten und freuen sich über Unterstützung

Rund zwei Prozent aller Studierenden in Deutschland haben ein Stipendium. Mit dem staatlich geförderten 'Deutschlandstipendium' sollten es bedeutend mehr werden. Doch das - so eine Studie - ist noch nicht gelungen.

 

Sucht private Gelder für kluge Köpfe: Mariana Bulaty, Fundraiserin der Humboldt-Universität Berlin

Mariana Bulaty würde sich gerne um jeden der 28.000 Studenten der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin ganz persönlich kümmern, wenn es um die Verteilung von Stipendien geht. Doch leider ist sie die Einzige, die an der renommierten Großstadtuniversität für den Bereich Fundraising zuständig ist. Seit Februar, als das so genannte Deutschlandstipendium eingeführt wurde, hat sie mehr Arbeit denn je. Mit dem Deutschlandstipendium sollen Studenten für mindestens zwei Semester mit monatlich 300 Euro unterstützt werden. 50 Prozent des Betrags kommt vom Staat, wenn die Hochschule zuvor den Restbetrag von einem privaten Spender eingeworben hat. "Ich habe im Sommersemester für 18 Stipendien private Geldgeber gefunden, im Wintersemester werden es 14 sein", sagt Mariana Bulaty und deutet an, wie schwierig es ist, Geldgeber zu finden.

Staat und Privatwirtschaft fördern Studenten aus dem In- und Ausland

Schon 2011 sollen laut offiziellen Plänen von Bundesbildungsministerin Annette Schavan bereits 10.000 Studierende ein solches Stipendium erhalten. Mariana Bulaty muss schmunzeln. An ihrer Hochschule würde das bedeuten, dass sie in diesem Jahr viermal mehr Geld einwerben müsste, als sie bisher geschafft hat. Mittelfristig will die Bundesbildungsministerin sogar 160.000 Studenten ein Deutschlandstipendium zukommen lassen, das sind dann acht Prozent aller Studenten. Über diese gut gemeinte Ambition muss die Fundraiserin dann doch lachen. "Das halte ich für utopisch. Ich habe das mal ausgerechnet: Ich müsste jährlich viereinhalb Millionen Euro einwerben. Das geht nicht."

Hat nachgefragt: Michael Beier von der Uni Hildesheim hat den bisherigen Erfolg untersucht

Besonders erfolgreich beim Einwerben privater Spenden sind bislang jene Universitäten, die Wirtschaft und Unternehmen nahe stehen. Kleine oder geisteswissenschaftlich-künstlerisch geprägte Hochschulen haben dagegen ihre liebe Not mit dem Fundraising. Das hat Michael Beier von der Stiftungs-Universität Hildesheim jetzt erstmals in einer Studie belegt. Er ist selbst Fundraiser und hat im Auftrag seiner Universität die bislang einzige Onlineumfrage zum Start des Deutschlandstipendiums durchgeführt. 160 Universitäten haben geantwortet, aber kaum ein Unternehmen. Sein Fazit: "Über die Hälfte der möglichen Beteiligten kennt weder Namen noch Inhalt des Programms." Beier glaubt, dass vor allem professionelle Fundraiser fehlen. Nur rund 120 hat er an deutschen Unis gezählt, das ist nicht einmal einer pro Universität.

Deutschlandstipendium für ausländische Studierende interessant

Doch nicht nur mit den privaten Spenden tun sich fast alle Universitäten noch schwer. Auch das Auswahlverfahren kostet viel Zeit, gerade um Studenten aus sozial schwachen Familien eine Chance zu geben, sagt Mariana Bulaty. Für genau die sei das Programm besonders attraktiv. Gefördert wird ausschließlich nach Leistung, unabhängig vom Einkommen der Eltern oder des Studenten. Und Leistung bedeutet hier mehr als gute Noten. Dazu zählt auch, Hürden auf dem eigenen Bildungsweg zu überwinden. Wer also beispielsweise ein Kind neben dem Studium erzieht oder seinen ersten Studienabschluss unter besonders schwierigen Bedingungen gemacht hat, der hat gute Chancen.

Bildungsministerin Schavan (zweite links) im Februar mit den ersten Stipendiaten

Das weckt die Neugier von immer mehr Studenten aus aller Welt. So kam bereits im ersten Auswahlverfahren für das Deutschlandstipendium jede siebte Bewerbung an der Berliner Humboldt-Universität aus dem Ausland. Und Mariana Bulaty glaubt, dass dieser Trend anhält. Bisherige Bewerber kamen aus Russland, Kasachstan, Ukraine, Türkei, der Mongolei oder Korea. Viele hätten bereits einen Bachelor-Abschluss in der Tasche, um sich dann in Berlin für einen Masterstudiengang einzuschreiben. "Das Deutschlandstipendium ist offen, egal welche Staatsangehörigkeit man hat", sagt Bulaty. Weil das Programm aber kein gezieltes Instrument zum Fördern ausländischer Studierender sei, schickt sie hinterher: "Inländer wie Ausländer werden beim Auswahlverfahren alle gleich behandelt.“

Von der Bildungs- zur Stipendienrepublik?

So manches Unternehmen erhofft sich von seiner Spende, mit potentiellen Mitarbeitern früh in Kontakt zu kommen. Internationale Fachkräfte sind da besonders gefragt. Doch auf absehbare Zeit bleibt die Suche von privaten Geldgebern Schwerstarbeit, da macht sich Mariana Bulaty keine Illusionen. "Ich denke, es wird ein kontinuierliches Wachstum geben, aber es wird langsam sein." Doch das sei in Ordnung. Schließlich müsse man ja auch selbst noch mitwachsen. Trippelschritte wären ihr da lieber, als frühzeitig ins Stolpern zu geraten.

Autor: Richard A. Fuchs Redaktion: Gaby Reucher

 

Karte 49. Leseverstehen: Aufgabe (1) Globales Lesen (742 Wörter; 5398 Zeichen) 10 Min.

Studieren macht mobil

Radler-Rushhour in Münster

Studieren heißt flexibel und beweglich sein, den Blick über den Tellerrand und den Sprung ins kalte Wasser wagen. Mobilität ist wichtig für die Studis - auf dem täglichen Weg zur Uni wie bei der Planung ihres Studiums.

 

"Von A nach B kommen - so schnell und so einfach wie möglich." Genau das ist für Studis in Deutschland besonders wichtig. Denn hier haben viele Hochschulen keinen zentralen Campus, sondern zahlreiche Gebäude, die weit verstreut in den Innenstädten liegen. Da muss man schnell von einer Vorlesung zur nächsten kommen.

Fahrrad, Auto oder Zug?

Die meisten Studis fahren deshalb am liebsten Fahrrad – es kostet wenig, und die Radwege sind gut ausgebaut. Gewöhnungsbedürftig für viele Gaststudenten, die in ihrer Heimat mit dem Zug oder dem Auto zur Uni fahren. Wie Peter aus Sydney: "Es ist einfach nicht praktisch, ein Fahrrad zu haben, weil alles so riesig ist. Sydney ist extrem groß, und es gibt keine Fahrradspuren. Es ist viel zu unsicher."

Mobilität funktioniert überall anders. Eine gut ausgebaute Infrastruktur mit Radwegen und öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es längst nicht in jedem Land. Miranda aus den USA würde in ihrer Heimat ohne Auto nicht vom Fleck kommen: "In Missouri haben wir wirklich nur Autos. Aber hier in Deutschland gibt es so viele verschiedene Möglichkeiten. Alle Sachen sind nicht so weit voneinander entfernt."

Europa – Reiseparadies für Studis aus Übersee

Mit der Mitfahrzentrale günstig durch Deutschland und Europa

Im Gegensatz zu den USA scheint im dichtbesiedelten Europa alles nah beieinander zu liegen. So nutzen viele Gaststudenten aus Übersee ihren Auslandsaufenthalt in Deutschland, um so viel wie möglich von Europa zu sehen. Miranda war schon in 16 Ländern unterwegs – per Mitfahrzentrale, Interrail oder Flugzeug. Auch Peter ist ein Fan der Mitfahrzentrale. Dort nehmen Berufspendler und Studenten, die am Wochenende nach Hause fahren, andere in ihren Autos mit. Der Benzinpreis wird geteilt. "Das ist einfach perfekt, um Deutschland zu sehen, und es ist extrem billig im Vergleich zu den Bahnen. Ich habe aber auch Blind Booking und Interrail ausprobiert", erklärt der vielgereiste Australier.

Blind Booking ist etwas für spontane Studis. Man zahlt einen niedrigen Flugpreis und bekommt per Zufall ein Ticket für eines von etwa zehn Flugzielen in Europa. Interrail – das bedeutet mit dem Zug für wenig Geld durch viele verschiedene Länder fahren. Auch Anna aus der Ukraine fährt gerne Zug. Sie fliegt nur, wenn es nicht anders geht, denn Mobilität ist für sie auch eine Frage von Umweltbewusstsein: "Zug fahren ist für mich Ehrensache. Zu viel fliegen ist ja bekanntlich für die Umwelt nicht so gut."

Auslandserfahrung – für viele Arbeitgeber immer wichtiger

Nicht nur die Neugier, fremde Kulturen zu erkunden, weckt das Fernweh, auch im Lebenslauf sind Auslandserfahrungen für Studierende fast schon ein Muss. Im Zeitalter von Internet und Globalisierung machen Studis die ganze Welt zu ihrem Wohnzimmer. Dank der guten Vernetzung der Unis und vielen Stipendien ist es immer leichter, den Blick über den Tellerrand zu wagen. Dabei ist eine gut strukturierte Mobilität besonders wichtig.

Gerade die deutschen Studierenden zieht es in die Ferne. Mehr als 31.000 von ihnen gingen 2010 mit einer Förderung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes ins Ausland. Tendenz steigend, denn Fremdsprachenkenntnisse und Auslandserfahrung werden immer wichtiger. Schließlich bringt ein Auslandsaufenthalt auch soziale Kompetenzen, die Arbeitgeber in Deutschland schätzen. Studierende, die Erfahrungen in anderen Ländern gesammelt haben, sind selbständiger, flexibler und offener.